Stimmen zur niederdeutschen Sprache

Stimmen aus der Kultur

Johann Wolfgang von Goethe
Dichter

"Zu einem liebevollen Studium der Sprache scheint der Niederdeutsche recht eigentlich Anlass zu finden." — "Die niederdeutsche Sprache spricht noch geradezu und sagt, was sie meint. Entbehrt sie der Übung in der Abstraktion, so hat sie dafür sinnliche Sicherheit, die nicht zweifelt an dem, was die Augen sehen und die Hände fassen."

Gotthold Ephraim Lessing
Schriftsteller

"Erst im Lande der Niederdeutschen habe ich den ganzen Umfang der deutschen Muttersprache begriffen."

Kurt Tucholsky
Schriftsteller und Journalist

"Manchem erscheint die niederdeutsche Sprache grob, und sie mögen sie nicht. Ich habe diese Sprache immer geliebt. Das Plattdeutsche kann alles sein: zart und grob, humorvoll und herzlich, klar und nüchtern." — "Sie wussten beide, was das ist, Niederdeutsch. Es ist jener Weg, den die deutsche Sprache leider nicht gegangen ist, wie viel kraftvoller ist da alles, bildhafter, einfacher, klarer — und die schönsten Liebesgedichte, die der Deutsche hat, stehen auf diesen Blättern."

Yared Dibaba
Fernsehmoderator

"Meine Muttersprache ist Oromiffa. Das ist für mich die Sprache des Herzens, das ist die Sprache, die ich mit meinen Eltern spreche und die ich mit meinen Geschwistern pflege. Ich bin meinen Eltern unendlich dankbar dafür; auch wenn wir manchmal stur auf Deutsch geantwortet haben, bestanden sie darauf, mit uns Oromiffa zu sprechen.
Im Alter von 10 Jahren kam ich dann zum ersten Mal mit Plattdeutsch in Berührung. Zunächst habe ich kein Wort verstanden, doch dann im täglichen Umgang lernte ich die Sprache zu lieben und zu schätzen. Eine Sprache ist wie eine Blume, man muss sie täglich pflegen, nur dann kann sie weiterleben. Also: schnacken snacken und nochmal snacken."

Wilhelm Wieben
ehemaliger Tagesschausprecher

"Ich bin glücklich, die plattdeutsche Sprache zu sprechen, über ihren ganz eigenen Ausdrucksreichtum zu verfügen. Die kulturelle Bedeutung dieser Sprache ist nicht in Frage zu stellen."

Marianne Rogé
Schauspielerin (u.a. "Lindenstraße")

"Als Kind habe ich die niederdeutsche Sprache 'spielend' gelernt. Dies hat mein Sprachenverständnis gefördert und mir das Erlernen anderer Sprachen erleichtert. Später habe ich auch erfahren, welch reiche, originale Literatur es in dieser Sprache gibt. Daher möchte ich die niederdeutsche Sprache nie missen."

Rolf Zuckowski
Liedermacher

"Mit dem Wunsch, 'unsere Kinder sollen es einmal besser haben', verband sich für meine Eltern kurz nach dem zweiten Weltkrieg auch das Ziel, ihren Kindern gutes Hochdeutsch zu vermitteln. Also sprachen die Alten untereinander platt, mit den Kindern wurde dagegen nur hoch gesprochen. So verständlich das Anliegen dieser Elterngeneration mir heute erscheint, so konnten sie doch nicht ahnen, was sie uns damit vorenthielten: Für mich ist das vor allem ein ganz wesentliches Stück Heimat. Ich habe mir einen Zipfel davon zurückerobert, indem ich seit 1975 viele plattdeutsche Lieder für die Finkwarder Speeldeel geschrieben habe. Mit ihrem Speelboos Adi Albershardt habe ich dabei meinen plattdeutschen Ziehvater zur Seite gehabt, der mich nicht zuletzt auch mit seiner Freude am Singen mit den Lütten angesteckt hat. Dass meine eigenen Kinder aus meinem Mund 'nur' plattdeutsche Gesänge kennen, bedauere ich sehr. Dorum Lüüd, schinkt joon Kinner dat Stück Heimat, dat se blots in ehr Modersprook finnen köönt! Mit dieser sprachlichen Geborgenheit im Herzen und der Freude daran, mehr als nur eine Sprache zu sprechen, werden sie sicherlich neugierig auf weitere Sprachen ihrer größeren Heimat, die Europa heißt."


Stimmen aus der germanistischen Wissenschaft

Peter Martens
Professor für deutsche Phonetik an der Universität Hamburg

"Niederdeutsch steht zwischen Englisch, Niederländisch, Friesisch und Hochdeutsch. Es hat eine eigene Phonologie, Lexik und Grammatik und zeichnet sich durch eine reiche Literatur aus, die zum Teil Weltliteratur ist."

Willy Sanders
Professor für Deutsch und Niederdeutsch an der Universität Bern

"Das Vorurteil, Niederdeutsch sei eine minderwertige Sprachform, beruht auf dem sprachsoziologischen Umstand, dass die Oberschicht Norddeutschlands sich dem Hochdeutschen zugewandt hatte. Heute kann Hochdeutsch jeder. Hochdeutsch hat seine Exklusivität verloren. Jetzt ist Niederdeutsch das zusätzliche Kommunikationsmittel, ist Niederdeutschsprechen ein Exklusivitätsmerkmal."

Hubertus Menke
Professor für Deutsch, Niederdeutsch und Niederländisch an der Universität Kiel

"Der Besitz ungesteuert erlernter Mehrsprachigkeit ermöglicht ein Denken in Alternativen. Mehrsprachigkeit, gerade auch in Verbindung mit

Regionalsprachen, bedeutet eine lebenslange Bereicherung. Anwalt der Regionalsprachen müssen Elternhaus und Schule sein. Dies gilt namentlich für das Niederdeutsche mit seinem vielfältigen sprachkulturellen und literarischen Erbe."


Stimmen aus der Politik


Helmut Schmidt
Bundeskanzler a.D.

"Das Niederdeutsche ist eine eigene Sprache, kein Dialekt. Das Niederdeutsche ist ein Teil unserer Kultur mit eigenständiger Prosa und Poesie. Schon aus diesem Grunde sollte es gepflegt werden. Vielleicht sollten wir nicht nur Naturschutz und Denkmalpflege betreiben, sondern auch Sprachschutz."

Gerhard Stoltenberg
Ministerpräsident Schleswig-Holsteins a.D., Bundesminister a.D.

"Die niederdeutsche Sprache kann schon für Kinder, die niederdeutsch aufwachsen, eine Bildungsfunktion erfüllen, indem sie die erhöhte Fähigkeit vermittelt, einen größeren Sprachschatz zu erwerben und verwandte Sprachen zu lernen."

 

 

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