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Blätter der Fehrs-Gilde
(Internet-Version)
Fehrs-Gilde, Verein zur Förderung des Niederdeutschen e.V.
Neue Folge Nr. 14 |
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März 2002 |
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Schriftleitung: Heinrich Kahl / B. Laatz;
in die Internet-Fassung übertragen von:
Volker Holm |
Matthias Claudius:
"Der Mond ist aufgegangen..."
(Plattdüütsch: Hans Georg Peters)
De Maand lücht still vun 'n Heven,
de gollen Steerns dorneven
de blenkert hell un kloor,
de Woold steiht swart un swiggt nu,
un ut de Wischen stiggt nu
de witte Daak so wunnerbor.
Wo ist de Welt so still doch
un in ehr dämmern Hüll noch
so trulich un so hold,
so as en stille Kamer,
wo ji vun 'n Dag den Jammer
verslaapt un ok vergeet den Stolt.
Seht ji den Maand dor lüchten?
He ist man half to sichten
un ist doch rund un schöön.
So giff't woll männich Saken,
de wi to 'n Tüünkraam maken,
blot wiel uns' Ogen ehr nich sehn.
Wi stolten Minschenkinner
sünd alltohoop arm' Sünner
un weet förwiss nich veel.
Wi spinnt veel Luftgespinste
un söökt uns vele Künste
un kaamt blot wieder weg vun 't Teel.
Gott, giff, dat wi Dien Heel seht,
nich truut op wat vergahn deet,
nich stolt un eitel sünd;
laat op de Eer hier ünnen
Dien Gnaad un Leev uns finnen
un froh un fromm sien as en Kind.
Maak, dat Du uns ahn Grämen
von disse Welt warrst nehmen
dörch enen lichten Dood;
un wenn Du uns hest nahmen,
laat uns in 'n Himmel kamen,
Du büst uns' Herr, Du büst uns' Gott.
So leggt juuch, Bröder, wedder
in Gott sien'n Namen nedder,
koolt weiht de Avendrook.
Laat uns Dien Straaf nicht drapen,
Gott, laat uns ruhig slapen
un unsen kranken Naver ok.
Hans Georg Peters, boren 1921, leevt in Lübeck. Dor organiseert he den Seniorenkrink, de sick regelmäßig dröppt un Plattdüütsch pleegt. Bekannt worrn is Peters vör allen dörch sienen "Reinke de Voss", den he ut dat Middelnedderdüütsche in uns' modernes Platt öberdragen hett. In de Blääd vun de Fehrs-Gill is he to Woort kamen in de Nummer 2 in 'n November 1998 mit de nedderdüütsche Version vun Shakespeare sien 60. Sonett.
Wat dat hier to lesen gifft / Inhalt
Ut de Gill / aus der Gilde
Uttekent
De Hambörger Senat hett in 'n Dezember 2001 mit de "Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes" ok twee Maten vun de Fehrs-Gill uttekent:
1.)
Den Vörsitter vun den Spieker-Vereen in Volksdörp, de dor dat Museumsdörp besorgt, Rudolf Beckmann.
2.)
Den Vörsitter vun den Sleswig-Holsteenschen Heimatbund in Hamborg, Heinz C. Harms, de sick för de plattdüütsche Spraak insetten deit.
Uns Maat Heimatvereen "Tru un fast" in Elmshorn: 100 Johr
An 'n 17. Februor 1902 harr sick in Elmshorn "Tru un fast" konstitueert, de sick nu 'Heimatvereen tru un fast e.V.' nöömt un dit Johr an 'n 15. Februor sien hun-nertjöhriges Jubiläum fiert hett. Dorto weer de Vörstand vun de Fehrs-Gill inlaadt; denn "Tru un fast" is siet 1923 (Dat sünd nu bald 80 Johr) Maat bi uns in de Gill. - Achtig Johr tru un fast Maat bi de Fehrs-Gill - dat is en goden Grund, mal Dank to seggen, un dat seggt wi hiermit!
Wenn een dorbiwest is bi so 'n Jubiläumsfier as nu bi 'Tru un fast', denn liggt de Gedank op de Hand, dat de Welt beter utsehn kunn, wenn mehr Minschen ehr Leben tru un fast leben wullen. Denn wörrn nich so veel Familien twei gahn, denn wörr nich uns' Spraak un Kultur un uns' Globen so verfallen, as wi dat hüüttodaags beleben mööt. Deswegen köönt wi dat Gode, wat mit den Grund-satz vun den Heimatvereen in Elmshorn utseggt is, nich hooch noog veranslagen!
HK
Nee Maten
As neen Maat in de Gill köönt wi Prof. Dr. Hubertus Menke ut Kiel begröten.
In de Blääd Nr. 13 hefft wi en Malöör hatt mit de Angaav vun uns' enen Maat sienen Namen: Börgermeester vun Trittau Jochim Schop harr dat heten müsst! Nu köönt wi blots noch seggen: "Wi beedt üm Pardon dorför ! "
Zuwendungsbestätigungen
Mitglieder der Fehrs-Gilde erhalten eine Zuwendungsbestätigung für den steuerlich absetzbaren Teil ihres Mitgliedsbeitrages und ihre eventuelle Spende des Jahres 2001. Damit mindern sie in der Regel ihre Steuern.
Mitgliedsbeitrag
Wir möchten daran erinnern, dass im Hinblick auf die Einführung des Euro der jährliche Mitgliedsbeitrag von der Mitgliederversammlung für Personen auf 30 €, für Körperschaften auf 33 € und für Studenten, Schüler und Auszubildende auf 20 € festgelegt wurde. Soweit eine Lastschriftermächtigung erteilt wurde, wird der Beitrag zu gegebener Zeit automatisch in der vorgenannten Höhe abgebucht.
Geschenkte Mitgliedschaft -
Vorteil für Schenker und Beschenkten
Suchen Sie noch ein Geschenk für einen besonderen Anlass? Möchten Sie für ein Jahr befristet eine Mitgliedschaft in der Fehrs-Gilde schenken? Nichts einfacher als das!
Fordern Sie eine Geschenkkarte an!
1. Füllen Sie die Geschenkkarte aus und überreichen oder schicken Sie sie dem/der zu Beschenkenden.
2. Füllen Sie die beiliegende Infokarte aus und senden Sie diese an die Fehrs-Gilde.
3. Tragen Sie auf der Infokarte insbesondere ein, welches Buch wir
a) dem/der zu Beschenkenden als Begrüßungsbuch und
b) Ihnen als Belohnungsbuch senden sollen.
Die Auswahl der Bücher treffen Sie bitte aus dem Bücherkatalog "Edition Fehrs-Gilde" in den Fehrs-Blättern Nr. 13 (außer "Gesamtwerk von Johann Hinrich Fehrs").
Das Begrüßungsbuch und das Belohnungsbuch versenden wir neben der Jahresgabe kostenlos als zusätzliche Leistung. Die Mitgliedschaft des/der Beschenkten endet automatisch nach Ablauf des Jahres, wenn die Mitgliedschaft nicht erneut geschenkt wird oder der Beschenkte sie nicht selbst ausdrücklich verlängert.
Heinrich Thies
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Ut de INS-NARICHTEN
Platt in den Hamburger U-Bahnen?
Wenn es nach Professor Dr. Dieter Möhn von der Hamburger Universität geht, können U-Bahn-Fahrgäste sich demnächst plattdeutsch über das aktuelle Geschehen in der Freien und Hansestadt informieren. Im Bezirksparlament Hamburg-Mitte hat er vorgeschlagen, die täglichen Platt-Nachrichten der NDR-Hamburg-Welle 90,3 auf die Fernseh-Bildschirme (Train-Infoscreens) der Hamburger Hochbahn zu bringen.
Der Germanist: "In de U-Bohn ward Norichten bether blots op Hoochdüütsch presenteert. En Versöök op Plattdüütsch weer 't weert, denn de Akzeptanz von Sproken hangt an ehr Präsenz."
Inzwischen sind in Hamburg die Hälfte der U-Bahn-Waggons mit (stummen) Bildschirmen und vier Stationen mit Video-Projektionen ausgestattet, auf denen Texte, Standbilder und kurze Filme über alle möglichen Aktualitäten informieren. Finanziert wird das Programmangebot durch Werbung. Die Hamburger Niederlassung der Münchner Infoscreen, die für redaktionelle Inhalte und Werbung sorgt, sieht die Platt-Idee prinzipiell positiv, weil sie den Informationen noch mehr Lokalkolorit geben würde. Eine Schwierigkeit ist aber denkbar: Die Platt-Nachrichten müssten medienkonform kurz und knapp gehalten werden.
WEITERE INFOS geben Prof. Dr. Dieter Möhn, Institut für Germanistik der Universität Hamburg, Tel. (040) 4 28 38-47 78, und Infoscreen Hamburg, Tel. (040) 5 32 00 66.
Keine Lobby für Platt an der Bremer Uni
Eher beiläufig hat die Pressestelle der Universität Bremen Anfang Januar in der Mitteilung über eine Droste-Ausstellung wissen lassen: "Inzwischen ist das plattdeutsche Lehrangebot an der Universität ausgelaufen, da keine Dozenten mehr zur Verfügung stehen."
Auf Nachfrage bestätigte Dekan Professor Dr. Thomas Stolz vom Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften die fruchtlosen Bemühungen Wildgens, das plattdeutsche Lehrangebot zu retten: "Offenbar hat die Regionalsprache in der Universität keine Lobby." Das gelte für den Fachbereich und dessen Fachbereichsrat, insbesondere aber für die Universitätsleitung. Dort sei man offenbar der Meinung, dass die politisch gewünschte Plattdeutsch-Förderung durch die Hochschule auch von der Politik bezahlt werden müsse.
Den mittlerweile ins Gespräch gebrachten Alternativ-Vorschlag, die Bremer Uni solle in Sachen Plattdeutsch enger mit der Nachbar-Universität Oldenburg zusammenarbeiten, bewertet Stolz mit: "Das ist doch Augenwischerei!" Auch an der Uni Oldenburg ist das marginale plattdeutsche Lehrangebot nicht gesichert. Beide Unis zu verkuppeln, hieße also Not mit Elend zu verbandeln.
WEITERE INFOS: Universitäts-Pressestelle Bremen, Tel. (0421) 218-2751.
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Ut de plattdüütsche Welt
25 Johr "Lütt beten Platt in 't Abendblatt" mit Günter Harte -
25 Johr Help för plattdüütsche Kultur
In Januor 1977 hett dat anfungen: Jede Week en Stremel Platt in 't Hambörger Abendblatt mit Günter Harte. Dat is wohrraftig en groot Stück Arbeit, un wi all mööt em dankbor sien, dat he sien plattdüütsche Spraak nich in 'n Stich laten hett, ok nich in de allergröttste Noot. 25 Johr för Platt in Hamborg sorgt - dat is en Deenst för de Moderspraak ebenso as för de Vadderstadt.
De Hansestadt Hamborg is öber Johrhunnerten hin ok en wichtigen Platz west för Plattdüütsch. Dat hett in de Tiet vun de Hanse in 't twölfte Johrhunnert anfungen un hett duert bit in 't twingtigste Johrhunnert, un hüüttodaags is dat so wiet, dat de Faden binah afreten is:
Uns' Kinner verstaht dat faken nich, un snacken köönt de mehrsten dat al lang nich mehr. Un wenn hier un dor liekers noch en lütten Docht glimmen deit, denn hebbt wi dat ok Günter Harte mit to verdanken.
So veel Minschen hebbt ehr Moderspraak vergeten, hebbt ehr in 'n Stich laten, un dat is mit dat Plattdüütsch so worden as ok mit anner Twiegen vun de Kultur: Dat leevt nich mehr recht in de Familien, un wenn nich 'n poor Lüüd so as Günter Harte dat öber Water holen harrn, denn weer dat nu woll al ganz doot. Noch is dor en dünnen Faden, an den de plattdüütsche Spraak-Kultur wedder fastmaakt warden kunn.
Wat Vergnöögliches un Sinniges vun Günter Harte sien "fans" to vertellen is een Saak - sien Arbeit to wöördigen, seggen, woto dat goot sien kunn, is dat anner. Dank seggen wöllt wi ok för den enen Satz vun em, den wi nu lesen köönt: "Plattdüütsch blifft de Mitt vun mien Kultur."
HK
De Volkshoochschool in Tangstedt hett al orig 'n poor Johr enen Plattdüütsch-Kurs: "Plattdüütsch för jeden". Disse Kurs ward dor nu ankünnigt mit den Satz: "Plattdüütsch is en Stück noorddüütsche Kultur, un Kultur smitt man nich weg, man heegt und pleegt ehr - dat is dat Motto vun de Fehrs-Gill".
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Ick bün en "Dilettant"
Vele Johrhunnerten al sünd Minschen togangen mit Kunst, de se för sick sülben maakt un de se mehr oder weniger goot beherrschen doot. Se maalt, maakt Musik, singt, schrievt, speelt Theater un danzt, sett dorfür Tiet, Kraft un Geld in. Un anner Lüüd, de tohöört, leest, kiekt un tokiekt, de möögt dat oder möögt dat ok nich. Sünnerlich de 'Künstlers', de as Profis arbeidt, de hebbt dat oftmals op'n Kieker un snackt vun Fusch un Murks un schimpt op de "Dilettanten", un dit Woort kümmt op de Oort so vun baben dal un is as Schimpwoort meent. - Un de, de dat Woort so bruken deit, de weet denn gor nich, wat dat Woort för 'n Bedüden hett:
Dat kümmt her vun dat italieensche Woort "diletto", dat heet 'Vergnögen', un dit italieensche, dat stammt af vun dat latiensche Woort diligere, (diligo, dilexi, dilectus), dat heet hooch achten, weert holen, estemeren. - So klingt ut dat latiensche Adjektiv dilectus, wat leef un weert bedüden deit, dat italieensche diletto rut un ok uns' düütsches Woort 'Dilettant', wat op disse Oort enen Minschen betekent, de de Kunst hooch achten deit, de sien Vergnögen dor an findt.
Mi maakt dat Vergnögen, wenn ick mi mit Spraak befaten kann, mit Plattdüütsch, mit Rechtschrieven, mit Poesie, mit Haiku; mit so 'n Saken, de wi achten un hooch holen doot. Uns' plattdüütsch Spraak köönt wi blot in 'n Gangen un an 't Leven holen, wenn wi spreekt un schrievt un leest un vördreegt.
Ick bün geern en plattdüütschen Dilettant!
Klaus D. Jürgens
"Die Konservativen marschieren an der Spitze des Fortschritts" hebbt wi letzt
ut Aachen höört, as de nee 'Orden wider den tierischen Ernst' dor utgeben wörr.
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"Op goden Kurs"
"Op goden Kurs" -- So heet de Titel vun dat nee Plattdüütsch Gesangbook, dat in 'n Oktober 2001 rutkamen un graad rechttiedig to Wiehnachten an de noordelvschen lutherischen Gemenen utlebert worden is.
Sammelt un tosamenstellt sünd de Leder vun den Arbeitskrink "Plattdüütsch in de Kark". De Redakschoon hett se öberarbeidt un all de Texten an en mittel-holsteensch Platt anpasst un op disse Oort un Wies en teemlich dialektfrees un öberregionales Platt tostannen kregen. De Redaktören hebbt ok dorför sorgt, dat de Schrievwies an Johannes Sass sien "Kleines Plattdeutsches Wörterbuch" wiethin, (dat heet nich ganz), angleken is. Nich to vergeten is de (Hambörger) Landskarkenmusikdirekter Dieter Frahm, de den Text- un Notensatz besorgt hett, enen Satz, de för dat Aflesen un Afsingen goot to bruken is un de ok uns' Oog tofreden stellt.
Verleggt is dat Book bi de "Lutherische Verlagsgesellschaft Kiel".
Dit nee Gesangbook lööst dat ole lütte Gesangbook vun 1967 af, in dat domals 170 Leder ohn Noten to finnen weern. In dat nee grote plattdüütsche Gesangbook findt wi noch 65 Leder mehr, un all de Leder nu endlich ok mit de tohören Noten, un dat is en groten Vördeel: Wiss, de mehrsten Melodien kunnen de Gemenen ok ohn Noten mitsingen, man de Froons- oder Mannslüüd an de Orgeln kunnen nich na dat reine Textbook op de Orgel spelen, un wenn se denn na dat hoochdüütsche Gesangbook spelen müssen, denn kunnen se nich Plattdüütsch mitsingen. Nu sünd nich blot de Melodien noteert, nu sünd vun de 235 Leder 30 Stück twee- bit fiefstimmig sett, un dorto noch 20 Kanons, so dat plattdüütsch Singen nich mehr bedüden mutt, op mehrstimmigen (Chor-) Gesang to verzichten. Mit anner Wöör: Dat plattdüütsche Singen kann (un ward) anspruchsvuller warden, sull nu nich mehr achter hoochdüütschen Chor- un Gemeengesang trüchstahn.
Dat Book büdd neben de Leder ok noch mehr, wat wi allens mit Tofredenheit registreert: Vörn vör den Leder-Deel is en öbersichtliche Ornung för den Gottsdeenst, mit de de Liturg (Paster) ebenso as de Gemeen-Littmaten goot bedeent sünd un wat anfangen köönt. Dat Apostolicum is nu tosamen mit dat Vadder-Uns un dat Nicaenum, (so as ok in dat hoochdüütsche Evangeelsche Gesang-book) op de letzten Sieden to finnen. De notwennigen Register geevt gode Utkunft öber dat, wat een (wat ok de, de enen Gottsdeenst plaant) weten mutt. Vermissen doot wi allerdings de Lebensdaten vun de Text- un Melodie-Autoren.
Uns dücht, mit dit Gesangbook sünd wi "op goden Kurs"! Dat Emblem vörn op den grönen Bookdeckel wiest datsülbige Schipp mit de Luther-Roos as dat hoochdüütsche Gesangbook för Noordelbien.
De Hambörger Bischööpsche Maria Jepsen hett en (hoochdüütsch) Leitwort bistüert, worin se schrifft, dat wi blangen schweedsche, engelsche, spaansche un afrikaansche v ö r a l l e n s d e Leder bruukt, de uns vun Kindheit an bekannt un vertruut sünd, un dat sünd de hoochdüütschen un plattdüütschen Karkenleder. - Recht hett se! Un so is dit Gesangbook denn nu en, in dat keen Engelsch un Latien, keen Franzöösch, keen Hebrääsch to finnen is - man blot Plattdüütsch. En Barg Leder sünd dor, de wi as hoochdüütsche al lang kennt, man ok en good Deel nee un neebearbeidte Leder, wobi een Naam vun enen Textdichter ganz wiet vörn an steiht. (Disse ieverige Autor lett denn ok - bi Nummer 9 - den Morgensteern al mal heel rechttiedig vör Wiehnachten opgahn, un den Advent betekent he as Sänger.)
Wi wöllt höpen, dat mit dit Gesangbook de plattdüütschen Gottsdeensten in Sleswig-Holsteen, in Hamborg un villicht ok annerwegens noch beter vörankaamt as bither!
Nich ganz tofreden sünd wi mit de Schrievwies in dit noordelvsche Gesangbook: Arbeitskrink un Redakschoon schrievt twoors, se harrn sick wiethin na Sass richt, un wo se em nich folgen dään, harrn se de Hoochdüütschen in 'n Blick hatt. - Dor is dat man schaad, dat se den Speelruum, de bi Sass to finnen is, nich utnütt hebbt: Worüm schrievt se "Wahrheit" un nich "Wohrheit", so as hüüttodaags jeedeen dat sprickt un Sass dat ok stahn hett? Worüm "Tied" un nich "Tiet" (so as bi Sass), wo doch dat hoochdüütsche Woort "Zeit" ok mit -t schreben ward un wo de Hoochdüütschen bi "Tied" ehrer an Ebb un Floot denkt? Un worüm schrievt se in dit Book 'beden' mit een -e un 'Glooben' mit twee o? Un bi dat eerste Zitat ut "Dat Niee Testament" in R. Muuß sien Öbersetten weer Gelegenheit west, dat Woort "goot" korrekt (as bi Sass) mit -t to schrieben, so dat ok hier de Hoochdüütschen dat lichter hatt harrn! (Dit sünd man 'n poor Bispillen vun en ganze Reeg anner!)
Man doch: Allens in allen is dit Gesangbook op goden Kurs: Dat is opboot as dat hoochdüütsche EG, is meistendeels utwagen un büdd ebenso konservative as ok progressive Christen dat, wat se to 'n Singen bruukt. Wi sünd öbertüügt, dat dormit Plattdüütsch in de Kark en gode Deenst daan is!
Op goden Kurs, PLATTDÜÜTSCH GESANGBOOK,
Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche,
herausgegeben im Auftrag der Kirchenleitung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche durch den "Arbeitskrink Plattdüütsch in de Kark".
ISBN 3-87503-102-4 / Lutherische Verlagsgesellschaft Kiel, 1.Aufl., 2001
De reguläre Ladenpries is 9,90 €.
HK
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"Dat Huus bün ick"
"Dat Huus bün ick": Bild, Metapher und Symbol
(Arbeit mit Schülern an zwei Gedichtfassungen)
I.)
Die Lehrkraft hat die hochdeutsche und die niederdeutsche Fassung eines Gedichtes auf eine Projektionsfolie geschrieben. Im Deutschunterricht einer 9. Klasse (Realschule) lässt sie zunächst den ersten Vers erscheinen (der übrige Text bleibt abgedeckt):
Es ist ein Schnee gefallen, / und ist es doch nit Zeit,
man wirft mich mit den Ballen, / der Weg ist mir verschneit.
Dazu äußern sich die Schüler im freien Unterrichtsgespräch, ohne Lehrerfrage, wobei zwei Schüler den Auftrag haben, die Äußerungen ihrer Klassenkameraden zu protokollieren:
S.: "Das ist eine Gedichtstrophe." - "Ein Wintergedicht." - "Was heißt und ist es
doch nit Zeit?" - "Das heißt: Unerwartet, vorzeitig, oder auch: zu spät im Frühjahr." - "Es ist unangenehm, mit Schneebällen beworfen zu werden." - "Wenn der Weg verschneit ist, ist er versperrt; auch das ist lästig."
Die Lehrkraft lässt nun den zweiten Vers auf der Projektionsfläche erscheinen:
Mein Haus hat keinen Giebel, / es ist mir worden alt,
zerbrochen sind die Riegel, / mein Stüblein ist mir kalt.
Es folgen weitere spontane Äußerungen der Schüler: "Nun kommt also noch hinzu, dass das Haus baufällig ist." - "Im Winter ein baufälliges Haus, das ist doppelt unangenehm." - "Da ist wohl schon was eingestürzt, beim Giebel." - "Die Tür kann nicht mehr verriegelt werden, da kann ungebetener Besuch kommen!" - Draußen ist es kalt, und drinnen auch." - "Da kann man sich nicht einmal aufwärmen." - "Eine trostlose Lage!"
Dann erscheint der dritte Vers:
Ach Lieb, lass dich erbarmen, / dass ich so elend bin,
und schließ mich in dein Arme, / so fährt der Winter hin.
S.: "Jetzt sucht er Trost bei seiner Freundin." - "Wieso er? Das kann auch eine Frau sein, die das sagt." - "Wenn man geliebt wird, macht das Unangenehme nichts mehr." - "Dann sieht die Welt viel freundlicher aus." - "Dann ist aller Kummer vergessen." - "Dann kuckt man nicht mehr auf das Unangenehme." - "Dann erscheint die Welt freundlich, wenn sie es in Wirklichkeit auch gar nicht ist."
L.: "Also: ob die Welt kalt oder warm empfunden wird, freundlich oder unfreundlich, heil oder kaputt - wovon hängt das ab?"
S.: "Von mir und von den Mitmenschen - und von den Umständen."
L.: "Ist dies ein Wintergedicht?"
S.: "Nein, das Gedicht spricht von der Stimmung eines Menschen; ob er heiter gestimmt ist, oder ob er trübsinnig ist."
II.)
L.: "In diesem Gedicht eines unbekannten Dichters finden wir zahlreiche Vorstellungen, die als Bild beschrieben werden können. - Welche sind es im ersten Vers?"
S.: "Schneefall" - "Schneeballwerfer" - verschneiter Weg".
L.: "Damit wird eine Stimmungslage ausgedrückt."
S.: "Unannehmlichkeit" - bedrängte Lage" - Ausweglosigkeit".
L.: "Im zweiten Vers?"
S.: "Altes baufälliges Haus" - "Tür und Schloss beschädigt" - "kalte Stube".
L.: "Ihr wisst, was damit ausgedrückt wird."
S.: "Unordnung" - "Unsicherheit" - Not".
L.: "Im dritten Vers..."
S.: "Liebevolles In-den-Arm-nehmen als Ausgleich für die Not, als Trost".
L.: "Damit ist ausgedrückt..."
S.: "Verlangen nach Geborgenheit, nach Kontakt, nach Liebe" - "Auch Verlangen, das Unheil abzuwenden"
III.)
L.: "Welches sind die stärksten und deutlichsten Bilder, diejenigen, die uns am eindringlichsten ansprechen?"
S.: "Das alte, baufällige Haus, in dem es kalt und unangenehm ist".
L.: "Haus ist ein Symbol, ein Sinnbild, das heißt ein Bild, in dem ein Sinn zu suchen und zu finden ist."
S.: "Im Haus wohnt der Mensch. Das ist sein Zuhause. Da ist sein Privatbereich, dahin kann er sich zurückziehen, sich einschließen."
L.: "Das Haus ist ein Symbol für das Ich. In diesem Fall ist das Ich in Mitleidenschaft gezogen, ist bedroht, ungeborgen. - Es gibt in diesem Gedicht auch Sprach-Bilder, die von anderer Art sind. Nicht alle Bilder sind Symbole, Sinnbilder, in denen durch ein sinnliches Zeichen ein Gedanke ausgedrückt wird. Es gibt auch Bilder, die statt eines Gedankens vielmehr Gefühle und Stimmungen wachrufen."
S.: "Das mit den Schneebällen im ersten Vers ruft die Erinnerung wach an Bedrohung und Aggression, an Unheil. - Und das Gegenteil dazu ist der dritte Vers, da ist Zuwendung und Geborgenheit, Glück."
IV.)
Nachdem das Gedicht noch einmal im Zusammenhang laut gelesen worden ist, erscheint dann der erste Vers der niederdeutschen Fassung; L. liest die vier Zeilen laut vor:
"De Snee liggt vör de Dören, / de Bloom is fröh verblöht,
mit Sneebäll smiet de Gören, / de Weg is deep verweiht."
L.: "Vergleicht diesen Vers mit dem hochdeutschen ersten Vers."
S.: "Hier ist mehr drin, ein Bild mehr: De Bloom is fröh verblöht."
L.: "Damit wird der Zeitpunkt des Elends näher bestimmt."
S.: "Der Winter ist zu früh gekommen, nämlich, als eigentlich noch Blüten zu erwarten gewesen wären. - Ein Mensch, der zu früh ins Elend gerät. - Es heißt hier nicht: 'man wirft mich', sondern: 'mit Bäll smiet mi de Gören'; da hört man auch eine gewisse Verachtung heraus, aus dem Wort 'Gören'."
L.: "Das ist richtig, wenn wir das Wort in einem hochdeutschen Satz gebrauchen. Im Zusammenhang des plattdeutschen Textes hat das Wort aber einen weniger abwertenden Klang, ja, gar keinen schlechten Beigeschmack. Es ist ganz einfach ein anderes Wort für 'Kinder'."
Der zweite plattdeutsche Vers erscheint:
De Wind huult üm den Gebel, / mien Huus is scheef un oolt,
tweibraken is de Knebel, / mien Stuuv is leer un koolt.
S.: "Im Gegensatz zum hochdeutschen Text hat in der plattdeutschen Fassung das Haus einen Giebel."
L.: "Ist damit die Aussage im plattdeutschen Text gegenüber dem hochdeutschen abgeschwächt?"
S.: "Nein. 'De Wind huult üm den Gebel' - das heißt so viel wie: Bedrohung und
Unannehmlichkeit von außen. Das ist ein Zeichen für das Unheimliche,wenn der Wind heult."
L.: "Noch andere Unterschiede?"
S.: "Im Hochdeutschen heißt es, das Haus sei alt geworden. Im Plattdeutschen heißt es 'scheef un oolt'. - Er sieht ganz schön alt aus! - Ebenso in der letzten Zeile des zweiten Verses: In der hochdeutschen Fassung ist die Stube kalt, in der plattdeutschen Übertragung 'leer un koolt', also auch hier eine deutlichere Beschreibung des Zustandes."
L.: "Was signalisiert uns das Wort 'leer'?"
S.: "Sich verlassen fühlen, Einsamkeit, Allein-Sein."
Der dritte plattdeutsche Vers erscheint:
Du Kind, laat di dat barmen, / wat ick so elend bün,
un nehm mi in dien Armen, / denn föhrt de Winter hin.
S.: "In der Bedeutung ist hier eigentlich kein Unterschied zwischen dem Hochdeutschen und dem Plattdeutschen."
L.: "W a t ick so elend bün."...
( S. können mit diesem Hinweis nichts anfangen.)
L.: " 'Wat' kann heißen 'dass', es kann aber auch heißen 'warum', also mehr auf den Grund der Einsamkeit hinweisen. Wisst ihr denn auch, was 'Elend' eigentlich bedeutet? - 'Elend' heißt so viel wie 'Ausland', also Gegensatz zu 'Heimat'. - So wird mit diesem Wort noch einmal das Alleinsein in der Fremde beschrieben. Im übrigen ist es richtig, dass die beiden dritten Verse (hoch- und plattdeutsch) am weitesten übereinstimmen."
V.)
Nach diesem Interpretationsgang werden noch einmal die beiden Fassungen Zeile für Zeile durch lautes Lesen gegenüber gestellt. (Zwölf Schüler lesen also je eine plattdeutsche Zeile). Wo nötig, werden durch die Lehrkraft behutsame Aussprache-Korrekturen vorgenommen.
Alle Schüler bekommen danach den Auftrag, beide Textfassungen für den Vortrag am nächsten Tag vorzubereiten. Die beiden Protokollanten sollen das Protokoll ausarbeiten und dann die Ergebnisse des Unterrichtsgesprächs einmal vortragen.
Je nach musikalischem Vermögen der Klasse können sowohl die hochdeutsche als auch die niederdeutsche Fassung ein-, zwei- oder vierstimmig gesungen werden.
De Snee liggt vör de Dören, / de Bloom is fröh verblöht,
mit Sneebäll smiet de Gören, / de Weg is deep verweiht.
De Wind huult üm den Gebel, / mien Huus is scheef un oolt,
tweibraken is de Knebel, / mien Stuuv is leer un koolt.
Du Kind, laat di dat barmen, / wat ick so elend bün,
un nehm mi in dien Armen, / denn föhrt de Winter hin.
HK
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Maak mit bi de Fehrs-Gill!
Vun nix kümmt nix, un jede gode Saak mutt stütt warrn. So is dat ok mit enen Vereen, de en gode Saak vöran bringen will. Uns' Maten ward gauer oolt, as frische achteran kaamt. Dree Generatschonen al helpt de Fehrs-Gill bi nedderdüütsche Spraak un Literatur. Nu abers staht wi an 'n Anfang vun en nees Kapittel:
Plattdüütsch steiht op de Rode List, tosamen mit rore Tieren un Planten.
Keen nu nich will, dat disse Spraak utstarvt, de mutt wat doon:
- Faat an, wat dien Vör-Öllern anfungen hebbt!
- Laat dat Band mang güstern un hüüt nich afrieten!
- Kumm to de Fehrs-Gill!
Keen mitmaken will, de ward Lidmaat vun de Fehrs-Gill!
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Die Neue Folge der Blätter der Fehrs-Gilde erscheint seit Juli 1998 mehrmals im Jahr.
Sie wird herausgegeben vom Vorstand.
Meinungen und Beiträge an die Geschäftsstelle der Fehrs-Gilde,
Gerhart-Hauptmann-Weg 17, 21509 Glinde.
oder per eMail an: redaktion@fehrs-gilde.de
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