Inhalt Nr.2 - 11/98

Vorwort

Hier is de tweete Nummer vun de "Blööd"; dat Forum, wo Suuret, Söötet, Sworet und Wohret verhannelt warrn kann und de Leetmatens de Sakens ut de Gill mitdeelt kriegen schüllt.

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Aus der Gilde

Der Versand der Gildegaben hat begonnen und dürfte bald abgeschlossen sein. Wer seinen Beitrag noch nicht gezahlt hat, wird dringend gebeten, dies unverzüglich nachzuholen! Der Geschäftsstellenleiter arbeitet weiterhin an der Verbesserung aller Abläufe.
Die Schriftstelle der Fehrsgilde begrüßt die amtliche Anerkennung und damit die Rehabilitation der niederdeutschen Sprache durch die europäische Sprachencharta ab dem 1.12.98 und dankt Allen, die sich dafür eingesetzt haben! Hinweise:

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Einladung zur Jahreshauptversammlung der Fehrsgilde
(ordentliche Mitgliederversammlung)

am: Sonnabend den 28. November 1998
um: 15:30 Uhr
im: Lokal "Friedenseiche"
in: Hamburg Wellingsbüttel, Wellingsbüttler Weg 119
Nähe S-Bahn Wellingsbüttel

Tagesordnung:

  1. Jahresbericht des Vorsitzenden
  2. Bericht des Kassenwarts
  3. Bericht der Kassenprüfer
  4. Entlastung des Vorstandes
  5. Wahl des Vorsitzenden und der Kassenprüfer
  6. Verschiedenes
Nach Erledigung der Regularien: Kaffeetrinken; dann Vortrag von Prof. Dr. Peter Martens (Hamburg):
Hat das Plattdeutsche Weltgeltung?

An dissen Fehrs-Gill-Ting schall afmokt warrn, wat dat Leit vun de Gill bedrepen dait. Kom',wenn du mitdagen wullt ! Gäst sind uk willkomen.

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Von Zeit und Leben des Johann Hinrich Fehrs

Johann Hinrich Fehrs ist heute schon seit 82 Jahren tot. Es gibt wohl fast niemanden mehr, der ihn persönlich kannte. Er starb am 17. August 1916, nachmittags um vier. Ein Schlaganfall hatte ihn am Abend zuvor niedergestreckt. Zur Welt gekommen war er am 10.4.1838 im holsteinischen Dorf Mühlenbarbek. Er verbrachte den größten Teil seines Lebens in Itzehoe, wo er gemeinsam mit seiner Frau eine Mädchenprivatschule leitete und sich gesellschaftlich einbrach te. Hier entstand auch sein dichterisches Werk, das literaturwissenschaftlich dem poetischen Realismus zuzuordnen ist. Seine größte Stärke ist die niederdeutsche Erzählung. Um sein Leben und Wirken zu verstehen, müssen wir etwas über die Zeit des 19. Jahrhunderts wissen, zum Beispiel über die revolutionären Ereignisse um 1850, die dem Leben des Knaben Johann Hinrich die Richtung geben. Tiefer aber liegen die Wurzeln; wenden wir uns daher dem Beginn des 19.Jh zu! Merkwürdige Veränderungen finden um 1800 herum in ganz Europa statt. Ein erstarkendes Bürgertum kämpft für liberale Ideen. Das deutsche Reich ist zur Zeit ein Flickenteppich aus einer Unzahl fürstlicher und städtischer Staatswesen, worin jedes Fürstchen als Monarch regiert. Schleswig und Holstein sind Pfründe des Königs von Dänemark; Schleswig direkt und Holstein als Lehen vom deutschen Reich.
In seinem Bericht "Ut mien Leben" schreibt Fehrs, daß die französische Revolution keinen größeren Eindruck auf die Schleswig-Holsteiner gemacht hatte: "De Düvel regeert dor!", heißt es, als die Kunde von der Hinrichtung des Königspaares ankommt. Die Umwälzungen in Frankreich spülen Napoleon Bonaparte an die Spitze des Staates. Er wird Konsul und im Jahre 1805 läßt man ihn sich selbst zum erblichen Kaiser krönen. Dem Erfinder des Blitzkrieges - "man siegt in erster Linie durch Beine, in zweiter durch Bajonette" - kann niemand etwas entgegensetzen, auch die mächtigen Preußen und Österreicher müssen kapitulieren. Das erste deutsche Reich endet nach mehr als achthundert Jahren. Napoleon kontrolliert ganz Europa, außer England.
Indem Kaiser Franz II die Krone des römischen Reiches deutscher Nationen am 6. August 1806 niederlegt, wird das an den dänischen König verlehnte Holstein herrenlos. Napoleons Diplomat Talleyrand empfiehlt dem dänischen Regenten, dem Kronprinzen Friedrich, Holstein in dänisches Eigentum umzuwandeln. Damit will er ihn für Frankreich und gegen England einnehmen. Napoleon besitzt nicht mehr genug Schiffe für die Invasion Englands, er verlegt sich daher auf den Wirtschaftskrieg. Erstmals, als politisches Mittel, ist der Handel nicht mehr frei, aber auch alle anderen handeltreibenden Staaten müssen leiden. Dänemark, inklusive Schleswig und Holstein, gerät zwischen die Fronten: Nachdem Kopenhagen von der englischen Flotte heftig bombardiert wurde, kommt es 1807 zum Bündnis zwischen Napoleon und Kronprinz Friedrich von Dänemark. Dieses Bündnis wird zu einer Ursache für das Elend in Holstein, das auch die Familie unseres Dichters trifft. Die Verwicklungen gestalten sich so: Der Abstieg des Korsen folgt seiner eigenen gegen England gerichteten Boycottpolitik, deren Durchsetzung ihn bis Spanien und Rußland nötigt. Er übersteigt seine Möglichkeiten. Es bildet sich eine Koalition gegen ihn, welcher auch das Königreich Schweden angehört, der größte Feind Dänemarks. Während nun die Koalitionstruppen Preußens, Österreichs und Bayerns nach der dreitägigen Schlacht bei Leipzig den Geschlagenen über den Rhein treiben, um ihn noch in Frankreich zu besiegen, biegt der schwedische Feldherr und Tronfolger Carl Johann, alias General Bernadotte, nach Norden ab und fällt mit seinem Heer aus Schweden, Mecklenburgern, Engländern, Deutschen, Russen, Husaren und Kosaken in Holstein ein, insgesammt 32000 Mann. Die dänische Armee unter dem Prinzen Friedrich von Hessen kämpft sich in die starke Festung Rendsburg zurück. Dann kommt es zum Frieden von Kiel am 14.1.1814: Der dänische König verliert Norwegen an Schweden, und Helgoland an England. Die Einverleibung Holsteins wird annuliert. Er selbst bleibt natürlich ungeschoren, aber das Volk in Holstein und Schleswig hat zu leiden unter den plündernden Kriegsknechten, die noch lange im Land bleiben. In der Familie Fehrs bleibt der "Russenwinter" in Erinnerung.
Mit dem Niederkämpfen des revolutionären Emporkömmlings gewinnt die Wiederherstellung der absolutistischen Monarchie an Boden. In Wien tritt ein Kongress der Fürsten zusammen und feiert den Sieg - neun Monate lang. Ergebnis: Alles bleibt in etwa, wie es zuvor war. Es bildet sich sogar eine heilige Allianz zwischen den Monarchen Östereichs, Preußens und Rußlands: Sie wollen die Monarchien im christlichen Sinne erhalten und demokratische Bewegungen möglichst ausschalten. Bis zum Ende der 1820er Jahre geht es dem Volk wirtschaftlich schlecht. Das bäuerliche Land ist fast nichts mehr wert, denn auf ihm liegen hohe Abgaben. Das ist eine Folge der dänischen gesammtstaatlichen Finanzpolitik:
Die 1788 gegründete Schleswig-Holsteinische Bank in Altona, deren Unabhängigkeit der dänische Monarch seinerzeit für sich und seine Nachkommen garantierte, wird im Jahre 1813 von seinem Nachkommen beschlagnahmt. An Ihrer Statt gründet dieser die dänische Reichsbank mittels einer 6%igen Zwangshypothek auf allen Grundbesitz. Dieses Finanzinstrument namens "Reichsbankhaft" ist geeignet die ritterschaftlichen Großbauern Schleswig-Holsteins, denen die alten Privilegien abhanden zu kommen beginnen, langsam gegen Kopenhagen einzunehmen. Es gärt in Dichters Landen bis zur Entladung 1848, aber vorerst werden alle, hier und dort aufkommenden liberalen und nationalen Bestrebungen bespitzelt und unterdrückt. Als im Jahre 1824 die Eltern von Johann Hinrich Fehrs heiraten und das Haus gebaut wird, in dem er vierzehn Jahre später geboren wird, beginnt sich vereinzelt bereits abzuzeichnen, was bald wie eine Beschleunigung der Zeit aussieht: Im Gefolge des technischen Fortschritts wird die Industrialisierung an Boden gewinnen. (Fortsetzung folgt)
TB

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Umgang mit plattdeutschen Gedichten

Klaus Groth: De Snee

1 De Snee ut 'n Heben 10 Fru Meddern! Fru Meddern!
2 kummt eben, alleben 11 Herinner! Kruup ünner
3 in Grimmelgewimmel 12 un roop alle Kinner!
4 hendal ut 'n Himmel 13 De Höhner, de Küken!
5 hendal ut de Wulken 14 Schüllt kamen,schüllt kieken!
6 as Duben, as Swulken, 15 Schüllt kieken un sehn,
7 as Feddern, as Duun'n, 16 de groten, de kleen'n
8 op de Hüüs, op 'n Tuun, 17 alleben, alleben
9 as Duun'n un as Feddern: 18 den Snee ut 'n Heben.

  1. Zur Form des Gedichts:
    Das Gedicht gliedert sich in zwei Strophen zu je neun Zeilen. Die beiden Strophen sind jedoch miteinander verkoppelt durch den Paar-Reim in den Zeilen 9 und 10. Es reimen sich jeweils zwei Zeilen nach dem Schema aa, bb, cc und so weiter. Beim Sprechen des Gedichts entsteht unmittelbar ein wiegender, schwebender Rhythmus. Dieser Rhythmus wird einmal hervorgerufen durch den Bau und das Maß des Verses (zweifüßige Hebungen), zum anderen wird er noch betont durch Binnenreime: eben - alleben; Grimmel-gewimmel; Meddern - Meddern; herinner - ünner, sowie durch gleichlautende Zeilenauftakte: hendal - hendal; as -as; as - as; op - op; Fru - Fru: de - de; schüllt - schüllt.
    Beim Hören des Gedichts bemerken wir, dass in den beiden ersten Zeilen die e-Laute vorherrschen. Das fällt uns auch deshalb noch besonders auf, weil das lange (diphthongisierte) -e jeweils mit dem betonten Takt-Teil zusammenfällt. In den Zeilen 3 und 4 schieben sich die -i Laute, in den Zeilen 5 und 6 sowie 7 und 8 die -u Laute in den Vordergrund. Die Zeile 9 schließt mit kurzem -e; sie ist mit der nächsten Zeile durch eben diesen Vokal-Klang im Endreim verbunden. In der zweiten Strophe finden wir in den letzten 2 1/2 Zeilen wieder die auffällige Häufung des langen (diphthongisierten) -e. Damit schließt die Lautung wieder an den Anfang an.
    Während Anfang und Ende des Gedichts durch die fast ausschließliche Verwendung gleitender und klingender Konsonanten (in Verbindung mit dem langen -e) einen weichen, leisen Klang-Charakter erhalten, ist der Mittelteil, besonders der Beginn der zweiten Strophe, durch rollendes -r, durch hartes -k, durch -p, -dd, -kr, -fr in Verbindung mit kurz gesprochenen Vokalen zu einer deutlichen Verhärtung, zu einer Intensitäts-Steigerung gelangt.
    Diese Dramatik im Klang entsteht vor allem auch durch die Häufung des anlautenden -k: kruup, Kinner, Küken, kamen, kieken, kleen. Damit steht der Mittelteil im Kontrast zum Eingangsteil und zum Schluss des Gedichts: Eingangs- und Schlussteil wirken leichter, harmonischer, wirken gleitend, schwebend, weich.
    Der gleitend-wiegende Rhythmus des Sprechers löst beim Hörer leicht die Vorstellung des Hin- und Hertreibens aus. Dies Hin und Her findet seine Entsprechung (und Steigerung) in einer durchgehenden Zweier-struktur des Ganzen, die sich auch im Reim-Schema (aa, bb, cc, u.s.w.) und in der Strophenanordnung zeigt.
    Durch das oben erwähnte Vorherrschen heller Vokale im Eingangs- und Schluss-Teil, durch die Kombination mit weich klingenden Konsonanten, auch durch die Kontrastierung mit dem "harten" Mittel-Teil entsteht der Eindruck von etwas Hellem und Weichem - passend zur Qualität des Schnees!
  2. Zum Inhaltlichen:
    Es werden Assoziationen geweckt: Tauben, Schwalben, Federn, Daunen, Daunen, Federn: Deutlicher kann das Fliegen und Schweben im Zusammenhang mit Hellem und Weichem kaum signalisiert werden. Es kommt von oben herab, auf Häuser und Zaun. Es kommt herab aus Wolken und Himmel. "Himmel" hat im Deutschen zweierlei Bedeutung: den sichtbaren Himmel (engl. "sky") und den unsichtbaren Himmel (engl. "heaven"). Dem letzteren entspricht im Plattdeutschen in der Wortverwandtschaft "Heben", wenngleich aber der unsichtbare Himmel hier mit "Himmel" bezeichnet wird; das ist der Bereich des Unfassbaren und Geheimnisvollen, des Immateriellen und Transzendenten. - Dagegen kontrastieren auch "Hüüs", "Tuun", "Kinner", "Höhner", "Küken". Bei "Fru Meddern" handelt es sich vielleicht um Frau Holle.
  3. Korrespondieren von Form und Inhalt, Klang und Sinn:
    Es braucht kaum noch darauf hingewiesen werden, dass und wie stark bei diesem Gedicht Form und Inhalt, Klang und Sinn aufeinander bezogen sind. Diese Bezüge kennzeichnen Klaus Groths Gedicht "De Snee" als ein lyrisches Gebilde besonderer Art, als ein Gedicht mit ausgeprägter Sprachmelodik, markanter Rhythmik und durchgestalteter Architektur und Textur.
    Unsere Sinne finden immer wieder Wohlgefallen daran.
  4. Kurze Bemerkungen zur Verwendung beim Umgang mit Kindern:
    Die Erfahrung hat gezeigt, dass Kinder dies Gedicht sehr gern hören und auch gern sprechen. Um es einzuführen, ist eigentlich nichts weiter nötig, als abzuwarten, bis einmal der Schnee in dichten Flocken aus den Wolken fällt und die Kinder das alljährlich wiederkehrende Ereignis mit der unausbleiblichen Begeisterung begrüßen. Bei dieser Gelegenheit braucht dann nicht viel mehr zu geschehen, als dass der Text wiederholt vorgesprochen wird. Die Kinder sind bereit, spontan in den Rhythmus und in die Worte einzufallen. Das klang-gestaltende Sprechen gelingt fast auf Anhieb, wenn der Sprecher (die Lehrerin/der Lehrer) den wiegenden, schwebenden Rhythmus durch Handbewegungen unterstützt. (Grundschul-) Kinder haben keine Schwierigkeit, rasch wesentliche Teile und bald das ganze Gedicht auswendig zu lernen. Das Auswendig-Lernen kann man unterstützen, indem man jeweils die erste Hälfte einer Zeile vorgibt und dann die andere Hälfte ergänzen lässt, oder indem man jeweils eine Zeile vorspricht und die folgende, sich reimende dem Schüler überlässt.
    Eine Klärung der Begriffe (Übertragung der plattdeutschen Wörter ins Hochdeutsche) kann nach dem Sprechen erfolgen.
HK

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Über Formen von Gedichten II

Wie bereits in der August-Ausgabe der "Blätter der Fehrs -Gilde" erwähnt, hat der Vorstand der Bevensen-Tagung ein Shakespeare-Sonett veröffentlicht und zur Übertragung des englischen Textes ins Plattdeutsche aufgefordert.
Der Pressedienst des Instituts für niederdeutsche Sprache in Bremen fragt nun: "Översetten in Platt - bruukt wi dat?... Ließe sich das Ansehen der plattdeutschen Literatur durch Übersetzungen aus anderen Sprachen verbessern?... Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Bevensen-Tagung vom 18. bis 20. September. Als Beispiele werden Karl-Heinz Kreienbaums plattdeutsche Übertragungen von Shakespeare und Uwe Friedrichsens plattdeutsche Fassungen von Villon-Versen vortragen."
Wir geben hier - in aller Kürze - die Merkmale des Sonetts wieder, wie Ivo Braak (ehemaliger Vorsitzender des Instituts für niederdeutsche Sprache) sie in seiner "Gattungsgeschichte Deutschsprachiger Dichtung in Stichworten" (Verlag Ferdinand Hirt, Kiel) mitgeteilt hat: Sonett (ital.sonetto; lat.sonare/klingen: kleiner Tonsatz):
Reimgedicht von 14 meist fünffüßigen (jambischen) steigenden Versen, eingeteilt in zwei vierzeilige Strophen (Quartette) und zwei dreizeilige (Terzette) mit variierender Reimverschränkung.

Schema:
Italien (Petrarca): abab / abab / cdc / cdc
England (Shakespeare): abab / cdcd / efef / gg
oder: abab / cdcd / efe / fgg

William Shakespeare: Sonett LX (um 1600)

Like as the waves make towards the pebbling shore
So do our minutes hasten to their end;
Each changing place with that which goes before,
In sequent toil all forwards do contend.

Nativity, once in the main of light,
Crawls to maturity, wherewith being crowned,
Crooked eclipses 'gainst his glory fight,
And time that gave doth now his gift confound.

Time does transfix the flourish set of youth,
And delves the parallele in beauty's brow;
Feeds on the rarities of nature's truth,

And nothing stands but for his scythe to mow;
And yet, to times in hope my verse shall stand,
Praising thy worth, despite his cruel hand.

Ivo Braak schreibt weiter zum Sonett: "Fortwirkung des Sonetts in deutscher Dichtung... seit 16. Jh., sehr verbreitet im 17. Jh., ...tauchte...in der Romantik wieder auf (Goethe, A.W. Schlegel, Rückert, Platen) und blieb bis in die Gegenwart wegen seiner strengen Form...die Idealform des Kunstgedichts (Rilke, Hagelstange, Haushofer, Reinhold Schneider, Joh.R.Becher)"

Hans-Georg Peters: Shakespeare - Sonett LX

So as de Well'n an 't stenig Över slaat,
ielt uns' Minuten ok na 't Enn hen to.
Se stürmt de Steed vun de, de vör ehr gaht,
möht sick, vöran to kamen, geevt keen Roh.

Kümmt nieges Leven an dat vulle Licht,
denn wrangt, denn streevt dat hooch, langt na de Kroon,
man, is 't graad schafft, verkehrt sick al de Richt,
de Tiet, de geev, verlangt nu ehren Lohn,

ritt dal den' blöhen Jugenddroom förwiss,
plöögt Folen in, wo 't glatt un schier noch leeg,
fritt up, wat de Natur an'n düürsten is.

Nix blifft bestahn, ehr Seßel meiht de Rehg;
liekers hoff ick, mien Riemel hett Bestand,
ehr beestig Hand bringt nich Dien Loff bikant.

Heinrich Kahl: Willem Shakespeare sien 60. Sonett

So as de Wellen utloopt op den Strand,
een na de anner büüßt ehr Leben in,
verebbt, verschüümt, verruuscht mang Steen un Sand,
so löppt ok Stünn för Stünn uns' Leben hin.

To Welt eerst kamen ut den düüstern Schoot,
rückt de Gestalt in 't Licht; man is 't so wiet,
steiht groot un grötter op de egen Dood,
ward ümbröcht jeedeen Leben vun de Tiet.

Möör maakt de Johrn dat Holt vun 'n Lebensboom,
versoort dat gröne Loof, riet af de Blööt;
kümmt denn de Tiet, versackt de schöne Droom,

un bitter ward dat Broot, dat weer so sööt.
Man liekers: dat mien Vers höllt stand, weet ick,
un kiek tohööcht na Di, den Kopp in 't Gnick.

1987 wurde beim Freudenthal-Wettbewerb ein "plattdeutscher Sonettenkrink" eingereicht (14 Sonette von Friedrich Wille), der allerdings dort nicht preiswürdig erschien.
HK

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Bidrag

De Sommer is nu vörbi.
Und du hest knapp wat dorvun markt.
Bald kummt de kole Tiet.
Und de Harvst is uk ni mehr wiet.
Buten finds knapp noch´n bunten Struuß.
Denn smück mit Kastangen und Eekeln dien Huus!

An Nebel und Regen, an de Kreih ehrn Gesang
Ding ni mit Gruusen und wes uk ni bang!
Denn schient mol de Sünn, do is de Harvst Gold.
Denn lach wedder dat Hart, denn freut sick Jung und Olt.
Nu is de Wald full gulden Farven.
Nu is Arn; an Gott sien Früchte wüllt wi uns laben!

HT

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