Fehrs-Gilde Verein zur Förderung des Niederdeutschen e.V. www.fehrs-gilde.de

Blätter der Fehrs-Gilde
(Internet-Version)


Fehrs-Gilde, Verein zur Förderung des Niederdeutschen e.V.

Neue Folge Nr. 12 Oktober 2001 Schriftleitung: Heinrich Kahl / B. Laatz;
in die Internet-Fassung übertragen von:
Volker Holm





Afscheed vun 'n Fründ

Blaue Bargen to Noorden vun 'n Butenwall.
To Oosten windt sick blank Water üm de Stadt.
Up düsse Steed hier mööt wi untenannergahn,
in wiede Feern, alleen dörch Wried un Gras.
Gedanken wannert as Wulken, de dor drievt.
De Sünn geiht ünner, as ole Frünnen scheedt,
de Hannen foolt to 'n Gröten. Nu geiht 't los.
Bi't Afdraven rünscht un hünscht de Peer.

Franz Brookmann




Wat dat hier to lesen gifft / Inhalt


Ut de Gill / Aus der Gilde:

Johann Hinrich Fehrs:

Nedderdüütsche Narichten (Uutwahl / Auswahl):

Bidrääg / Beiträge:

Maak mit bi uns! / Werde Mitglied!



Matenversammeln / Jahreshauptversammlung 2001

EINLADUNG:

Zur Mitgliederversammlung der Fehrs-Gilde am Sonnabend, den 17. November 2001 um 15.00 Uhr im Clubraum der Carl-Toepfer-Stiftung, Neanderstraße 25 (Eisentor!) in Hamburg.

Die Carl-Toepfer-Stiftung hat uns angeboten, die Versammlung in ihren Räumen abzuhalten. Wir haben die Einladung dankend angenommen und treffen uns daher im angegebenen Clubraum. Die Carl-Toepfer-Stiftung führt zu dieser Zeit ihre traditionelle Buchmesse durch. Gäste sind willkommen!

Tagesordnung:

    1. Regularien
    2. Bericht des Vorstandes und des Gilderats
    3. Bericht des Kassenprüfers
    4. Entlastung des Vorstandes und des Gilderats
    5. Wahlen: a) Kassenprüfer b) Gilderat
    6. Verschiedenes
    7. Kurzvortrag "Kalevala, ok op Platt" von Herbert Strehmel, Hamburg.
    8. Kurze Einführung in die niederdeutsche Buchmesse durch Wolfgang Müns, Leiter der niederdeutschen Bibliothek der Carl-Toepfer-Stiftung.

Danach wollen wir die Buchmesse besuchen.

Anhang -

Kandidatenvorschläge des Vorstandes für den Gilderat:

    Fehrs, Harald, Vaale;
    Hegeler, Heinke, Itzehoe;
    Harte, Günter, Börnsen;
    Harms, Heinz C., Hamburg;
    Holm, Volker, Ahrensburg;
    Jürgens, Klaus D., Hamburg;
    Kohrs, Hellmut, Hamburg;
    Heise-Batt, Christa, Norderstedt;
    Kloock, Marianne, Hamburg;
    Manzel, Carl-Friedrich, Reinbek;
    Paulsen, Hans-Edlef, Osterhever;
    Ulrich, Edith, Hamburg;
    Wolfram, Ilse, Hamburg.


Weitere Vorschläge für alle Wahlämter sind erwünscht.

Heinrich Thies, Vorsitzender


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To düsse Uutgaav

Dat Finn'sche Generalkonsulat in Hamborg hett anfraagt, wat se unsen lütten Artikel ut de Fehrs-Bläder Nr. 11 öber dat "Kalevala" hebben un öbersetten köönt; dat sall in Finnland rutkamen. -
Nadeem wi denn Kontakt mit Finnland hatt hebbt, kaamt wi nu mit disse Nummer 12 mit dat ole China un mit USA in de Gangen: Reinhard F. Hahn, de in Seattle leevt, hett uns en poor chinee'sche Gedichten herschickt, de he öbersett hett, un he schrifft uns dorto, dat geev na sien Menen nix, wat nich ok op Platt seggt warden kunn. Dat is ok uns' Menen, un deswegen nehmt wi nu geern Reinhard Hahn (alias Franz Brookmann) sien Öbersetten op. -
Un wo wi nu bi dat Thema "Plattdüütsch in de wiede Welt" sünd, wöllt wi nich vergeten, dat wi ok en poor Maten hebbt, de ehr Gedichten so schrievt, as de Japaner dat al veel hunnert Johren lang maakt. -
Een süht: Plattdüütsch döggt för Weltliteratur.




Johrs-Gaven 2001 / Gilde-Gaben 2001


De Fehrs-Gill gifft dit Johr wedder twee Böker ut:

To 'n eersten "De Apokryphen - unbekannte Schriften ut dat Ole Testament", frisch öbersett ut den Urtext von Karl-Emil Schade, 204 Sieden, in Utstattung un Format passen to "Dat Ole Testament" (vun 1995). Dor in findt wi to'n Bispill "Dat Book Judith", "Dat Book Tobias", "Dat eerste un dat tweete Book vun de Makkabäer" un so wieder, allens Geschichten, vun de Luther seggt, se weern "goot un nützlich to lesen". Dr. Heinrich Kröger, de Vörsitter vun de Freudenthal-Sellschap un vun de Plattform "Plattdüütsch in de Kark" schrifft öber Schade sien Arbeit: "...hat K.E. Schade die selbst gewählte, gewaltige Aufgabe bewältigt. Seine Übersetzung erhält ihre unverkennbare Prägung und ihren eigentümlichen Charme dadurch, dass die Struktur der ... Ausgangssprache möglichst in der plattdeutschen Zielsprache gewahrt und sichtbar gemacht wird. Das bewährt sich besonders in den zahlreichen, poetischen Partien, die am besten rhythmisch und laut zu lesen sind. ... Das bisher einmalige Werk erfährt eine große Publizität ... Der Verfasser wurde 1996 mit dem Kulturpreis des Kreises Rendsburg-Eckernförde geehrt..." - Karl-Emil Schade is Maat in de Fehrs-Gill.

Dat anner Book för uns' Maten is Ernst-Otto Schlöpke sien lütt Book "Na sowat!", 19 lütte Vertellen un söss Gedichten ut uns' Tiet, Verlag Michael Jung, Kiel. - Ernst-Otto Schlöpke, ok Maat in de Fehrs-Gill, von den de Gill al vör lange Tiet wat rutbröcht harr, hett hier 25 lütte Stücken levert, de bi 't Lesen Högen maakt. Een wunnert sick, wo akraat de Schrieversmann de Welt - uns' Welt - nipp un nau bekieken un wo amüsant he se beschrieben deit. He hett 'n Oog för sien Mitminschen, un dat heet woll ok, för uns. Nich wenig von de 25 Stücken hebbt to doon mit uns' swacken Sieden un mit en Haupt-Thema von de Literatur, mit de Leev, un dat heet, se hannelt von Em un Ehr, von 'n lütten Flirt, wo 'n olen Mann na 'n junge Deern, 'n öllerhaftige Madam na 'n jungen Keerl kieken deit. - För all de Lesers, de 't licht un amüsant möögt, is hier wat to 'n Smuustern. Man ok von wichtige Saken weet Schlöpke to vertellen, so as von Malers, von Rembrandt, Verrocchio sienen Lehrjung Leonardo ut Vinci, un von Horst Janssen sien Priesen. Allens op best Plattdüütsch un so amüsant un ünnerholsam, dat'n öber't Lesen de Welt ümto meist vergeten kunn.

De beiden Verlagen wöllt de Böker öber Harvst an uns' Maten verschicken.

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Reaktschoon / über die "Blätter der Fehrs-Gilde"

Öber de "BLÄDER VUN DE FEHRS-GILL" schrifft:

"DE KENNUNG" Zeitschrift für plattdeutsche Gemeindearbeit

Lütt Blatt mit veel binn'!

Vor einiger Zeit stellten wir die ersten Hefte der Blätter der Fehrs-Gilde in Neuer Folge vor. Das waren 1998 noch bescheidene Anfänge, und unsere Anmeldung wurde von den Herausgebern nicht als sonderliche Ermutigung empfunden. - Aber sie haben sich zum Glück nicht entmutigen lassen. Und inzwischen haben sich die Blätter auch sichtlich und lesbar gemausert.

Die Hefte berichten in der Regel "Aus der Gilde", bringen "Niederdeutsche Nachrichten" / "Nedderdüütsche Narichten", Text-"Bidräag" und verschiedene Sachbeiträge, die es durchaus nicht immer mit Johann Hinrich Fehrs zu tun haben müssen. So bringt Heft 8, S.5-8, einen Unterrichts-Entwurf von Heinrich Kahl: "Dor de Boom: Ein [Hermann] Claudius-Gedicht im Unterricht". Auch der anschliessende "Bidrag" von Joachim Wergin hat es mit Hermann Claudius zu tun (Anzeige der Unkruut-Edition von H.Kahl; S.9 [bibliographische Angaben dazu in Heft 10, S.51). Die Hefte 9 und 10 bringen erzählerische Besinnungstexte von Karl-Emil Schade. Es werden auch einige Bücher angezeigt. So in Heft 10 das Buch des "schwarzen Hamburgers" Hans Jürgen Massaquoi (*1926), der als "Neger" in Hamburg die NS-Zeit durch- und überlebte ("Neger, Neger, Schornsteinfeger". Bern usw. 1999) mit einem längeren, von Dr. Heinrich Kröger (Soltau) übermittelten Zitat (S.32) über Massaquois Begegnung mit der plattdeutschen Sprache. - In Heft 10, S.2-3, bringt H.K.(ahl) eine Übersicht über die Editionen der Fehrs-Gilde selbst.

Natürlich kommt auch Fehrs selber vor: "selbst" und "über". So in dem Beitrag "Fehrs-Texte in unterschiedlichen Ausgaben" (Heft 9, S.9-11; ohne Verfasser- oder Kompilatoren-Angabe).

S.12 der Hefte 8 und 10 rufen auf: "Maak mit bi de Fehrs-Gill" - Ziele, Formalien zur Mitgliedschaft, Adressen, Jahresbeitrag, Zahlungsmodi, Vereinsleistungen. Wir werden auch künftig auf die Blätter hinweisen, indem wir jeweils ein, zwei Artikel etwas genauer vorstellen. BJD


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Johann Hinrich Fehrs

"Wat dat mit den Naam vun de Gill op sick hett"

Johann Hinrich Fehrs lebte von 1838 bis 1916 und ist ein bedeutender norddeutscher Schriftsteller aus Holstein, der in einer Reihe mit Klaus Groth aus Dithmarschen sowie Fritz Reuter und John Brinckman aus Mecklenburg steht.

Was Groth auf dem Gebiet der Lyrik und Reuter im Bereich des Romans schufen, leistete Fehrs auf dem Feld der Novelle. Zu seinen Novellen kommen noch einige Erzählungen, der große Frauenroman "Maren" sowie zahlreiche Gedichte.

Fehrs hat die Novellen, die meisten Erzählungen und seinen Roman niederdeutsch verfasst, die Gedichte sind in der Mehrzahl hochdeutsch.

In den Novellen wird das dörfliche Leben unserer Heimat, insbesondere der "kleinen Leute", beschrieben. Der Roman behandelt die Rollen der Geschlechter (Mann und Frau), das bäuerliche Leben und die historischen Verhältnisse in Schleswig-Holstein um 1850. Während Groth das Leben auf dem Lande idealisierte, hat Fehrs, wie Reuter, die sozialen Verhältnisse realistisch dargestellt.

Niederdeutsch war für die Menschen, die im 19. Jahrhundert in Holstein aufwachsen, selbstverständlich. Das Motiv für die niederdeutsch Schreibenden wie Fehrs, Groth und Andere war nun zum Einen, ihre bis dahin gering geschätzte Muttersprache literaturfahig zu machen, zum Andern, Ihren Landsleuten eine kulturelle Identität zu geben.

Folgende Texte von Johann Hinrich Fehrs sind zur Zeit auf dem Markt:

"Sämtliche Werke in zeitlicher Reihenfolge", 6 Bde., Wachholtz Verlag, Neumünster 1986-1993
"De Heiloh" - Verteilen un Gedichten - mit Illustrationen
"Maren" - en Dörproman - mit Illustrationen, ebenfalls zu beziehen vom Wachholtz Verlag.

Unser Motto:

"Plattdüütsch is en Stück noorddüütsche Kultur. Un Kultur smitt man nich weg, man heegt un pleegt ehr."


Paul Struck un Maren Boysen (tekend vun W.Petersen)

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Nedderdüütsche Narichten (Uutwahl / Auswahl):


Niederdeutsch: ... kaum etwas mit Kultur zu tun


Die Finanzbehörden des Landes Schleswig-Holstein stehen mit Plattdeutsch nicht auf gutem Fuß - jedenfalls, wenn's um steuerliche Aspekte geht. Wer der in der Landesverfassung verankerten Sprache mit einer Spende unter die Arme greift, der unterstützt lediglich "Heimatgedanken"; "Kunst und Kultur" fördert er bestenfalls nebenbei. Spenden in plattdeutscher Sache sind deshalb nur mit fünf Prozent des Einkommen abzugsfähig, bei Kultur wäre es doppelt so viel. Das ist dem Ehepaar Arne und Ingrid Bruhn aus Moorreege nahe Uetersen ... klar gemacht worden.

... Die vom Innenministerium befragte Oberfinanzdirektion ... stellte sich quer: Als Stiftungszweck sei nur der Heimatgedanke in Zusammenhang mit Förderung der niederdeustchen Sprache anzuerkennen: ... Den Hintergrund der Frage, ob Plattdeutsch kulturelle Werte habe oder nicht, bildet weniger ein Streit um Worte als um Geld. Spenden für (anerkannte) Kultur sind mit zehn Prozent des Einkommens steuerabzugsfähig, Heimatpflege mindert die Steuerpflicht nur um die Hälfte dieses Betrages - das Finanzamt kann also kassieren.

Geschäftsführer Dr. Claus Schuppenhauer vom Institut für niederdeutsche Sprache in Bremen: "Selbstverständlich ist die niederdeutsche Sprache Kultur und nichts anderes!" Die Argumentation der Kieler Beamten hält er für problematisch, hängt doch gerade dem "Heimatgedanken" bei Plattdeutsch der Geruch von "Blut und Boden" an. "In der Ecke stehen wir nicht, und da wollen wir auch nicht hin!" - [Passt dat nich graad richtig to disse Nummer vun de "Blääd"? - d. Red.)

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Kaum Platt beim Westfalentag


In Dorsten, der 750 Jahre alten kleinen Hansestadt an der Lippe, wird am 22. und 23. September Westfalentag gefeiert. Im Tagesprogramm, das in diesem Jahr erstmals der neue Vorsitzende des Westfälischen Heimatbundes, ..., leitet, geht es um den WDR, um jüdisches Leben in Westfalen, um Jubiläen und um die Zusammenarbeit mit den niederländischen Nachbarn ... - um die niederdeutsche Sprache geht es nicht! Lediglich der abschließende ökumenische Gottesdienst in Rhade wird in plattdeutscher Sprache gefeiert.

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Kongress der "kleinen" Sprachen in Berlin


Der erste Kongress für Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland gewinnt Kontur. Unter dem Thema "Sprachenvielfalt und Demokratie" wollen sich am 16. und 17. November Vertreter der verschiedenen Sprachen, Wissenschaftler und Politiker in Berlin austauschen. Neben Lesungen und Diskussionen wird über Sprachenvielfalt in der Praxis anhand von Projekten berichtet: Sorbisch im Kindergarten, Romanes in der Schule, Dänisch im Erwachsenenunterricht und Niederdeutsch im außerschulischen Spracherwerb.
(Weitere Informationen: Cornelia Nath im Plattdütskbüro in Aurich, Tel. 0491/179952)

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Bidrääg / Beiträge:


Heinrich Kahl: "Chineessche Gedichten vun Li Bai, in 't Plattdüütsche översett vun Franz Brookmann"


Franz Brookmann, alias Reinhard F. Hahn, hett uns för de Blääd vun de Fehrs-Gill söss Gedichten vun Li (Tai)Bai tostüert, de he nu frisch ut dat Chineessche öbersett hett.

Vör twee Johren hebbt sien plattdüütschen Gedichten den Freudenthal-Pries för Lyrik kregen; nu freut wi uns, dat he an de Fehrs-Gill denken deit!

Wokeen is Reinhard Hahn? - - Boren is he in 'n August 1947 in Hamborg-Willemsborg, hett na de School Lithographie lehrt, wahnt upstunns in Seattle / USA. In Australien un China hett he Sinologie studeert, in de Vereinigten Staaten laterhin ok Spraakwetenschap, un dorto noch Minnerheitenspraken ut Zentral-Asien, so as Kasachsch un Uiguursch. Öber disse Studien hett he wedder Togang kregen to de Minnerheitenspraak von sien egen Heimat, to dat Nedderdüütsche, un dat all tosamen hett em denn to 'n Schrieben bröcht, to'n Schrieben in Nedderdüütsch. Dorbi is em nu ok de Idee kamen, dat all de Schrieberslüüd, de Nedderdüütsch schrieben köönt, tosamenbröcht warden mööt; dat sünd nich blot de kreativen Minschen ut Noorddüütschland, man ebenso de ut 'n Barg anner Weltregionen. De tohoop to bringen, dat hett Reinhard F.Hahn sick vörnahmen. He meent, dat Öberleben von de nedderdüütsche Spraak hangt ok mit von de weltwieden Kontakten af, de plattdüütsche Schrieberslüüd plegen köönt. - Un dorbi sünd wi nu!



    Alleen in de Dsching-Ting-Bargen

    All de Vagels sünd hooch upflagen un verswunnen.
    'n eensame Wulk treckt still verlor'n an de Kimm.
    Wi kiekt us an, kriegt gor nich noog dorvun -
    wi: man blots de Dsching-Ting-Bargen un ick.




    Klöönsnack in de Bargen

    Ji fraagt mi, worüm ick in gröne Bargen husen doo.
    Ick grien blots un segg nix. Mien Hart is kuntant.
    Peerschblöden un Strooms de kaamt un gaht.
    Buten de Minschenwelt gifft dat Heven un Eerd.




    Gedanken in 'n stille Nacht

    Bi mien Bett dor schient so hell de Maand.
    Dat lett meist, as leeg Ruugfrost up de Eerd.
    Kopp na baven bewunner ick den glauen Maand,
    laat den Kopp hangen, de Heimat in 'n Sinn.


    Afscheed in 'n Gaststuuv in Nanking

    De Wind puust Wichelblöden rin un füllt de Stuuv mit Röök.
    'n Deern ut Wu schinkt Brandwien in un hööpt, wi nödigt ehr.
    Nankinger Frünnen trudelt in, wüllt vun mi Afscheed nehmen.
    Weggahn is swoor. Na'n lesten Drunk segg ick to elkeen Fründ:
    "Ick beed di: Fraag dat Water dor, dat wiet na Oosten flütt,
    of dat wull wieder reisen kann as dat Dinken an 'n Fründ."


    Alleen un duun in 'n Maandschien

    Ut'n Kruuk Brandwien, de bi mi mang de Blomen stünn,
    drünk ick alleen - nüms wiet un siet, man blots de Maand.
    Dor böör 'ck mien'n Beker hooch un beed den hellen Maand,
    he schull mien'n Schadden to 'n drütten Kumpaan maken.
    De Maand, de is nich bruukbor, wenn 't üm 't Supen geiht.
    Mien Schadden, och, de krööp un slurr blots tutig achterran.
    Tominnst deen Maand un Schadden mi Gesellschup doon
    un deen mi helpen bi 't Vergnögen, wiel dat Vörjohr sturv.
    Ick süng 'n Leed. Dor swoog de Maand un schunkel blied.
    Ick hopps un danz. Mien Schadden humpel, strumpel achterran.
    Wi weern dree dicke Maten, so lang ick noch bi Sinnen was.
    As ick beswiemelt dorleeg, dor güng elk sien'n egen Weg.
    Ewig sünd wi up Reisen, drievt drifftlos dörch de Welt,
    kaamt us güntsiet Wulken un Milkstraat wedder in de Mööt.
Li Bai



Li Bai = Li Taibai hett von 701 - 762 in de Provinz Sichuan leevt un gellt as en vun de gröttsten Persöönlichkeiten in de chineesche Literatur.
Toeefst hett he en poor Lehrjohr bi enen Eensiedler tobröcht un hett dor öber de Lehr von dat Tao nadacht. Dorna güng Li op Wannerschap un keem för korte Tiet an den Hoff vun enen Kaiser ut de Tang-Dynastie. Sien letzten Lebensjohren verbroch he wedder as Tao-Schöler op Wannerschap, un he sall denn verdrunken sien, as he sick - duun - öber Boord von en Boot böog un den Maand ümarmen wull, de sick in 't Water spegel. - Vun Li Taibai sien Wark gifft dat hüttodaags noch rund 2000 Gedichten, de op de ganze Welt heel hooch estimeert ward.
H.K.

Reinhard Hahn schrifft uns:
"Schöön, dat de Fehrs-Gill de Gedichten nehmen will. Dat is mi wichtig to bewiesen, dat uns Spraak för allens Möögliche goot noog is, ok för dat Öbersetten or Nadichten vun "Weltliteratur", ok vun Warken, de de Lüüd geern in de "Hooch"-Kategorie steken wüllt.
Quantswies seggt, sünd "Gedanken in 'n stille Nacht" un "Alleen un duun in 'n Maandschien" de twee bekanntsten Gedichten vun Li Bai, (de sachs ok de bekanntste chineessche Dichtersmann is.) De kennt meist elkeen Chinees un elkeen Sinoloog butenkopps."

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Japansche Haikus vun Fehrs-Gill-Maten


En Rehg von Fehrs-Gill-Maten (un anner Schrieverslüüd) schrievt plattdüütsche Gedichten in en Versform, de ut Oost-Asien kümmt, höört dormit to en Grupp vun Haiku-Schrievers, de öber de ganze Welt verstreut is.

Johann D. Bellmann (in "Lüttjepütt", Hinstorff Verlag 1994):

    Vörjohrsregen fallt:
    In Eken un Eschen verpackt,
    liggt mi dat Dörp.

      Hellop in 'n Harvstwind
      gleiht dät Kartüffelfüer,
      heller de Abendsünn.

        Kirschblomen weiht,
        witt blinkert de Beek, rootbruun
        de Forellen.

          Nix nich is to sehn,
          Himmel nich un nich de Eer -
          un dat sneet un sneet.

Klaus D. Jürgens (in "Schwanenfedern II", M+K Hansa Verlag, 1998):

    Heidstraat, Kattenköpp -
    Schnucken blöökt op wiede Heid,
    Kuckuck röppt in 't Holt.

      Storm in 'n Januor
      drifft mit düüstre Wulken ok
      Möven wiet in 't Land.

        Du höögst di, dat de
        Knubbens an 'n Syringenbusch
        dääglich dicker ward.

          Schietig griese Snee. -
          Utdeent hett de Dannenboom,
          liggt nu an de Straat.

Heinz von der Wall (In "Bio-Bibliographie der Deutschen Haiku-Gesellschaft" bzw. deren Vierteljahresschrift, 1994ff.):

    Eerste Eerdbeern schmeckt
    so sööt nich, as se root sünd. -
    Wat is ehr passeert?

      Verschrumpelt hangt dor
      een Brombeer an den
      Doornstruuk./ Sömmer is lang her.

        De Hitt van den Dag
        krüppt in de Nachttiet - un maokt
        bequem sick dat dor.

          Wat löppst du vör mi
          weg? Dien Sömmernest söök ick
          nich, Katteekerken!

Heinrich Kahl (in "Küsel" u. "Gollen Hahn" Plattdt. Gedichte... M+K Hansa Verlag, 1991 u. 1996):

    Sieden Saffrankleed,
    sneewitt, vun Immen ümsummt -
    wat höögt sick dat Hart!

      Appeln böögt den Twieg,
      Draken flüggt vör'n Wind un schütt
      koppheister hindal.

        Pogg sitt in de Kuul,
        rode Bloom in't Koornfeld lücht,
        Botterlicker flüggt.

          Op de Finsterbank
          root de Amaryllis blöht,
          buten warbelt Snee.

"Haiku (und Senryu) sind die kürzesten und prägnantesten Gedichtformen der Weltliteratur ... Das Haiku ist ein Naturgedicht, das eine Jahreszeit beinhaltet und das ohne persönliche Wertung durch den Autor in seinem transzendentalen Bezug offen bleibt ... Eine Zäsur innerhalb der Gedichte, möglichst zum Zeilenende... und eine ausgewogene Rhythmik unterstützen die Spannung. Einen Reim gibt es nicht." (Margret Buerschaper, Präsidentin der Deutschen Haiku-Gesellschaft).


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Heinrich Kahl: "Johann Heinrich Voss und seine niederdeutschen Veröffentlichungen"


Voss, geboren 1751 in Sommersdorf b. Waren (Müritz) in Mecklenburg, starb 1826 in Heidelberg. Demnach gedenken wir in diesem Jahr sowohl seines 250. Geburts- als auch des 175. Todestages.

Wenn wir uns seine geographische und soziale Herkunft ansehen, so ist klar, dass er mit Plattdeutsch aufgewachsen ist: Aus kleinen Verhältnissen stammend (Vorfahren z.T. leibeigene Handwerker), verlebte er seine Kindheit auf dem Dorf in Zentralmecklenburg. So kommt als Muttersprache nur Niederdeutsch in Frage. - Dass er später als Literat auf seine Mutter- und Heimatsprache zurückgreift, muss aber nicht bedeuten, dass er sich dabei nur an seine Kindheit erinnert und hier ansetzt; wie wir sehen werden, liegen die Ausgangspunkte für seine niederdeutschen Aktivitäten woanders.

Abgesehen von seinem allgemeinen Werde- und Bildungsgang sei hier erinnert an seine Verbindungen zu einem für einige Jahre als herausragend geltenden Kulturkreis, dem stormarnschen und darüber hinaus holsteinischen, oldenburgischen (eutinischen) und hamburgischen literarischen Zentrum. Hier tauchen Personen-Namen auf wie Brockes, Claudius, Klopstock, die Brüder Stolberg, sowie die Ortsnamen Wandsbeck, Eutin, Hamburg, Göttingen. - Zu diesen genannten Personen und Orten hatte Voss intensive Verbindungen. Klopstock hatte er sich zum literarischen Vorbild erwählt.

Da tauchen nun, nach (hochdeutschen) Übersetzungen griechischer und lateinischer Schriftsteller, unter Vossens Arbeiten zwei niederdeutsche Veröffentlichungen auf, die sogenannten Vierländer Idyllen "De Winteravend" und "De Geldhapers" (1776 und 1777).Sie erscheinen im angesehenen Göttinger Musenalmanach, der wegen seines Ansehens auch für entsprechende Verbreitung der Voss'schen plattdeutschen Dichtungen sorgen konnte.

Wie kam Voss dazu, ausgerechnet diese zwei umfangreichen Idyllen in niederdeutscher Sprache zu veröffentlichen?

Dazu muss man wissen, dass der Autor mit der Antike auf Grund seiner Studien bestens vertraut war. Nicht umsonst gilt Voss als d e r Übersetzer sowohl der Ilias und Odyssee als auch zahlreicher lateinischer Schriftsteller.

So verglich Voss seine Idyllen mit den Idyllen des Griechen Theokrit, der um 300 v. Chr. auf Sizilien lebte und als Erfinder der literarischen Gattung "Idylle" gilt.

Die Idylle, die zu der sogenannten Schäferdichtung zählt, existierte seit den Zeiten des Theokrit durch zahlreiche literarische Epochen hindurch in ganz West- und Mitteleuropa und fand einen Höhepunkt im anakreontischen Rokoko in Frankreich und England und auch in der deutschen Literatur.

Das Wort "Idylle", das aus dem Griechischen kommt, bedeutet "kleines Bild". Als literarische Gattung ist dies epische oder dialogische Gedicht oft mit lyrischen Einlagen versehen, das ländliche Einfachheit in einem naiven Idealzustand vorführt.

Sie taucht in Deutschland auf zu einem Zeitpunkt, als die niederdeutsche Sprache sich auf ihrem tiefsten Stand bewegt, zu Beginn des 18. Jahrhunderts. - Dieser Tiefstand erklärt sich durch die Entwicklung der politischen und kulturellen Verhältnisse, insbesondere durch den voraufgegangenen Niedergang der Hanse, die ja als Verkehrssprache das Mittelniederdeutsche in ihrem gesamten Einflussbereich im Nord- und Ostseeraum verwendet und verbreitet hatte. Als aber die Hansezeit zu Ende war, als die Reformation mit dem sächsischen Kanzleihochdeutsch sich durchsetzte, als sprachliche und literarische Einflüsse aus dem umliegenden Europa nach Deutschland kamen, da war zwar das Mittelniederdeutsche abgetreten, aber es war im deutschen Norden noch keine entsprechende niederdeutsche Schriftsprache an seine Stelle gerückt, so dass die regionalen niederdeutschen Dialekte sich nur mündlich behaupten konnten. Zudem wurde aber auch von Seiten der Kirche und der Schule intensiv daran gearbeitet, die niederdeutschen Dialekte durch die hochdeutsche Standardsprache zu ersetzen.- Dass es der plattdeutschen Sprache dennoch gelang, sich über mehrere Jahrhunderte hinweg am Leben zu erhalten, erscheint uns heute wie ein Wunder. Diese wunderbare Rettung verdanken wir - neben der Kraft und Vitalität des Niederdeutschen - nicht zuletzt einigen Männern, die zu Beginn des 18. Jh. anfingen, plattdeutsch zu schreiben, und zwar nicht mehr das überregionale Mittelniederdeutsch, sondern vielmehr ihre regionalen Dialekte. - Diese Tendenzen machte sich auch Johann Heinrich Voss zunutze und verwendete die niederdeutsche Sprache für seine Idyllen, die auf dem Lande spielen.

Aber Voss lehnte es erstens ausdrücklich ab, regionale Ausprägungen des Plattdeutschen, also Dialekte zu verwenden; er bemühte sich vielmehr intensiv um eine überregionale Fassung der Sprache. Und er war zweitens auch nicht bereit, ein durch hochdeutsche Einflüsse oder auf Grund von mangelnder Sprachkompetenz verderbtes Plattdeutsch zu verwenden. [Probleme, die auch in unserer unmittelbaren Gegenwart zur Diskussion stehen!] Beim Rückgriff auf die Idylle war es die Absicht des Dichters, die Formkriterien dieser Gattung, die ihm aus der Antike bekannt waren, zu erhalten und für das Niederdeutsche nutzbar zu machen. - Hier zeigt sich also eine Modernität Voss'scher Gedanken und Tendenzen. Jedoch, mit seiner Weigerung, weder "verwahrlostes Plattdeutsch des niederen Lebens, noch ein Plattdeutsch der besonderen Mundart' zu verwenden, hat Voss sich auch - trotz Musenalmanach - um eine Breitenwirkung gebracht Dennoch hat er zahlreiche niederdeutsche Nachfolgeautoren inspiriert, bis endlich 75 Jahre später Klaus Groth mit seinem "Quickborn" der Wurf gelang und er seine Dithmarscher (also regionale) niederdeutsche Mundart literaturfähig machte. - Ein Erfolg, der Johann Heinrich Voss versagt geblieben war.

Aus dem "Winterawend" ein Beispiel von plattdeutschen Hexametern (und in der von J.H.Voss benutzten Schreibung, die sich von der heute gebräuchlichen sass'schen Orthographie unterscheidet):

Peter: Krischaan, achter di steit Fürtang un Schüffel un Spönkorf.
Püstere nich; gliek suset in glönigen Kölen de Haling.
Kater, wat bört he den Swans, un snurrt, un fichelt so leidig?
Krischan: Mien lübeckische Fründ, as he vörsung, späld up der Orgel;
Dat still stunden un nipp tohöreden staatsche Mamselken.
Peter: Sing du, ik gröle dato, un im Schorsteen orgelt de Ostwind.
Krischan: Wat is doch för een quaadlig Ding
In Wall un Muur to läwen.
Drum hebb ik mi ok fiks un flink
Woll op dat Land begäwen.
As Landmann läw ik gans gewiß
Vergnögter, as de Kaiser is.>


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Maak mit bi de Fehrs-Gill!


Vun nix kümmt nix, un jede gode Saak mutt stütt warrn. So is dat ok mit enen Vereen, de en gode Saak vöran bringen will. Uns' Maten ward gauer oolt, as frische achteran kaamt. Dree Generatschonen al helpt de Fehrs-Gill bi nedderdüütsche Spraak un Literatur. Nu abers staht wi an 'n Anfang vun en nees Kapittel:

Plattdüütsch steiht op de Rode List, tosamen mit rore Tieren un Planten.
Keen nu nich will, dat disse Spraak utstarvt, de mutt wat doon:
- Faat an, wat dien Vör-Öllern anfungen hebbt!
- Laat dat Band mang güstern un hüüt nich afrieten!
- Kumm to de Fehrs-Gill!

Keen mitmaken will, de ward Lidmaat vun de Fehrs-Gill!


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Die Neue Folge der Blätter der Fehrs-Gilde erscheint seit Juli 1998 mehrmals im Jahr und wird herausgegeben vom Vorstand. Meinungen und Beiträge an die Geschäftsstelle der Fehrs-Gilde, Gerhart-Hauptmann-Weg 17, 21509 Glinde.
oder per eMail an: redaktion@fehrs-gilde.de

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