Fehrs-Gilde Verein zur Förderung des Niederdeutschen e.V. www.fehrs-gilde.de

Blätter der Fehrs-Gilde
(Internet-Version)


Fehrs-Gilde, Verein zur Förderung des Niederdeutschen e.V.

Neue Folge Nr. 11 Juni/Juli 2001 Redaktion: Heinrich Kahl / B. Laatz / Heinrich Thies


Leve Broder, du mien Kumpaan

Leve Broder, du mien Kumpaan,
Speelfründ ut uns' Jungenstieden!
Maak di mit mi an dat Singen,
schick di an, mit mi to snacken.
Dat wi uns nu hier hebbt drapen,
her sünd kamen vun twee Sieden!
Seiten man kaamt wi tohopen,
keem de Een na 'n Annern hin
in de armen Grenzland-Feller,
op den magern Noordlands-Acker.

(KALEVALA 1. Leed, Vers 11-20)




Inhalt



KALEVALA OP PLATT

- so heet en Titel, den Herbert Strehmel (Hamborg) in 'n Mai 2001 vörleggt hett. - "Kalevala - wat is denn dat?", ward de meisten Minschen woll fragen. - De Ünnertitel vun Strehmel sien grote Arbeit (323 Sieden) gifft Utkunft: Dat finnische National-Epos, in ´t Plattdüütsch vun dat Original öberdragen.
Dat groot Stück Arbeit, wat Strehmel leist hett, is, as de Öbersetter sülbst meent, op een Oort ok woll en exotisch Ünnerfangen. (Deswegen ok nich druckt op 'n Markt, man as Computer-Druck, op ´n PC sülbst herstellt, mit rund 50 Biller, de Eva Strehmel tekent hett.)
In de finnische Seemannskark in Hamborg wörr disse Arbeit an 'n 16. Mai vörstellt. De finnische Generalkonsul weer dor un nehm de Gelegenheit wohr un snack vör de inlaadten Gäst öber de Bedüden, de dat National-Epos för de Finnen un för ehr Geschicht un Kultur hett. - Dornah nehm en Spraakwetenschaplerin vun de Universität Hamborg (Seminor för Uralische Spraken) dat Woort un sä wat öber de finnisch-ugrische Spraken-Familie un ehr Rull in Noordoost-Europa twüschen Ural un Bottnischen Meerbossen. - Denn keem de Öbersetter, Herbert Strehmel, un vertell vun sien Arbeit un lees en Stück vun dat Kalevala op Plattdüütsch vör.
De Finnen weet heel goot - (beter as wi Düütschen dat för uns weten wöllt) - wat ehr National-Epos för de finnische Nation un ehr Kultur bedüden deit. Dorvun höört de Kinner in de School, un de hoochrangige Generalkonsul is sick nich to schaad, to kamen un vör finnische un plattdüütsche Gäst dor op hintowiesen.
Graad dat Tosamen-Sammeln un Opschrieben vun de velen dusend Kalevala-Versen hett holpen, dat de Finnen sick besunnen un free maakt hebbt vun de sweedsche (un russ'sche) kulturelle Vörherrschaft un anfungen hebbt, ehr Spraak to studeren un ehr Kultur dörchtosetten; se hebbt mit Help vun ehr National-Epos ehr Spraak un Schoolwesen, ehr Identität vöranbröcht: Vör 150 Johr snack de Hauptstadt Helsingfors Sweedsch. Hüüt snackt de sülbe Stadt, de nu Helsinki heet, Finn'sch. De finnischen Gastgevers hebbt sungen un Musik maakt, un to 'n Sluss geev dat - ganz finnisch - Kaffe un Piroggen.
Blot en ganz poor Plattdüütsche weern kamen. Ik meen, dat is egentlich schaad. Denn: 1. Herbert Strehmel hett mit sien Öbersetten en Stück Weltliteratur för Plattdüütsch opslaten; dat köönt wi nich hooch noog veranslagen!
2. Op disse Oort hett ok en Weg, de al vör 500 Johr vun dat Hanse-Rebeet öber de Oostsee bit hin na Finnland güng, wedder an Bedüden wunnen. (In de finnische Spraak sünd to 'n Bispill ok Lehnwöör to finnen, de ut dat Nedderdüütsche vun de hansischen Kooplüüd mit ehr Woren tosamen na Finnland kamen sünd.)
H.K.

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Aus der Gilde / Ut de Gill

Geld und Steuern


Verehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der Fehrs-Gilde,

meistens bedeutet es ja nichts Gutes, wenn der Vorstand eines Vereins mit den Thema Geld und Steuern an die Mitglieder schreibt. Ich freue mich, Ihnen heute zu diesem Thema im Gegenteil etwas Erfreuliches mitteilen zu können:

Mehr Geld für Bücher und Fehrs-Blätter: Auf der Mitgliederversammlung Ende 2000 hat der Vorstand den geprüften Finanzbericht 1999 vorgelegt. Der Verein war mit einem Guthaben von 2.053,59 DM in das Jahr 1999 gegangen. Im Laufe des Jahres hat er 14.211 DM eingenommen, wovon der weitaus größte Posten auf die Mitgliedsbeiträge fiel. Die Ausgaben betrugen 14.938,63 DM, wovon der größte Posten das Gehalt/Entgelt des Geschäftsführers ausmachte. Am Jahresende 1999 ergab sich ein Überschuss von 1.605,20 DM. Wir hatten zwischenzeitlich aber noch eine Auslage aus 2000 zu erstatten.
Die Kosten für den Geschäftsführer werden nicht wieder anfallen. Die Geschäftsführerstelle ist, wie Sie wissen, vakant und vom Vorstand nicht wieder besetzt worden. Denn ich hatte mich bereit erklärt, die Aufgaben des Geschäftsführers - natürlich ohne Entgelt - mit zu übernehmen. Bei der Finanzbuchhaltung soll der Kassenwart allerdings von einer bezahlten Fachkraft unterstützt werden. Die Personalkosten können im Ergebnis radikal gesenkt werden. Die ersparten Gelder sollen in der Buchproduktion einschließlich der Jahresgaben und für die Fehrs-Blätter eingesetzt werden. Sie kommen damit verstärkt den Mitgliedern unmittelbar zugute.

Steuervergünstigung für Mitglieder: Bisher konnten die Mitglieder nur Spenden an die Fehrs-Gilde von der Steuer absetzen. Nach intensiven Verhandlungen mit dem Finanzamt konnten wir soeben erreichen, dass die Mitglieder auch ihren Mitgliedsbeitrag, soweit er nicht für die Jahresgabe verwendet wird, sondern für die gemeinnützige Arbeit ausgegeben wird, von der Steuer absetzen können. Für diesen gemeinnützigen Anteil erhalten die Mitglieder jeweils im Januar des Folgejahres eine Zuwendungsbestätigung für das Finanzamt. Für das Jahr 2000 werden wir die Bestätigung nach den Sommerferien versenden. Ihre Steuererklärung können Sie dennoch abgeben mit dem Vermerk, dass eine Zuwendungsbestätigung nach den Sommerferien nachgereicht wird. Ihr Vorstand hofft, dass Sie sich mit ihm auch über dies Plus für die Mitglieder freuen.

Bücherverbilligung für Mitglieder: Die Fehrs-Gilde produziert in der Regel jährlich mehrere Bücher, wovon in der Regel eins als Jahresgabe an die Mitglieder versandt wird. Die von der Gilde herausgegebenen Bücher erscheinen in der "Edition Fehrs-Gilde" im Wachholtz Verlag. Wir haben mit dem Wachholtz Verlag vereinbart, dass unsere Mitglieder jedes Buch, das in der Edition herausgekommen ist und noch herauskommen wird, mit einem Nachlass von 30% auf den Ladenpreis erwerben können. Die Verlage Hinstorff und Michael Jung sind mit den Büchern, die wir als Jahresgabe versandten, nachgezogen. Wir bedanken uns bei den Verlagen. Eine Bücherliste mit Bestellschein liegt zu Ihrer gelegentlichen Verwendung bei. - Freuen Sie sich mit uns auch über dieses Plus für unsere Mitglieder!
Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer, auch mal mit der Lektüre eines niederdeutschen Buches!
Ihr Heinrich Thies, Vorsitzender.


Todesfall

Wi hebbt enen von uns´ öllsten un toverlässigsten Maten verloren: An'n 3. März 2001 is Harry Bähr ut Hamborg-Meiendörp, noch nich ganz 90 Johr, von uns gahn. Wi sünd em dankbor, dat he bit toletzt to uns holen hett. Bit hooch in de achtzigsten weer he meistendeels bi uns´ Johrsversammeln op'n Posten. - Mit sien Froo Gertrud truert wi üm em.


Neue Mitglieder

Veer nee Maten hebbt wi kregen, de wi an disse Stell begröten doot: Johanna Kastendiek, tosamen mit Klaus Kastendiek, ut Uetersen, Renke Borchert ut Tornesch, Prof. Dr. Bernd Jörg Diebner ut Flensborg/Heidelberg.


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Leserbrief


Leserbrief von Bolko Bullerdiek

Betr.: Blätter der Fehrs-Gilde Nr.9/Dez. 2000

Lieber Herr Thies,
ich habe diese Ausgabe mit Interesse gelesen. Sie bieten vier Varianten der Erzählung "Üm hunnert Daler" und kommentieren die Dohnke-Ruge-Fassung: "Beispiel 4 entspricht den Regeln für die plattdeutsche Rechtschreibung von Johannes Sass, ist damit dem hochdeutschen Schriftbild weitgehend angenähert und dürfte heutigen Lesern die wenigsten Schwierigkeiten bereiten."
Diese interpretierende Schlussfolgerung mag zwar für die Sass-Fans bequem sein, weil sich dann nur einige Abweichler anpassen müssten. Aber sie stimmt nicht. Die Regeln von Sass sind für den normalen Leser eher verwirrend. Eine Hauptregel bei Sass ist die Unterscheidung von offenen und geschlossenen Silben. Diese Unterscheidung mit ihren Konsequenzen für die Schreibweise gibt es meines Wissens im Holländischen, aber nicht im Hochdeutschen. Da aber die meisten unserer Leser hauptsächlich hochdeutsche Texte lesen (und nicht Holländische), ist es für sie verwirrend, wenn wir Bloom, aber Blomen, Kleed, aber Kleder, Döör, aber Dören, Hoffsteed, aber Hoffsteden schreiben (um nur einige Wörter aus Ihrem Textbeispiel anzuführen). An diesem Punkt finde ich die Loccumer Richtlinien, nach denen Joh. D. Bellmann und "Plattdüütsch in de Kark" schreiben, einsichtiger.
Ein zweites Problem für unsere Leser ist die Schwierigkeit, das dunkle "å" vom hellen "a" zu unterscheiden, also im Textbeispiel "Dack" und "Daler' richtig zu sprechen, weil wir nach Sass immer nur "a" schreiben. Wir hätten weitgehend Klarheit schaffen können, ohne das dänische "å" zu verwenden, wenn wir "aa" als dunklen und "a" als hellen Laut kennzeichneten. Aber das lässt sich nicht mit der Unterscheidung von offenen und geschlossenen Silben vereinbaren (weil wir danach Daler und nicht Daaler schreiben müssen).
Ich finde es lobenswert, dass sich die Fehrs-Gilde um die plattdeutsche Rechtschreibung kümmert, glaube aber nicht, dass die gebetsmühlenartige Betonung der Sass'schen Regeln hilft. Eine für hochdeutsche Leser leichte plattdeutsche Textgestalt ist heute dringender als früher, weil unsere Leser heute meistens nicht kompetente Plattdeutschsprecher sind. Wir können also nicht davon ausgehen, dass die Leser schon wissen, wie die Sprache klingen muss. Deswegen ist eine zweckmäßige Textgestalt wichtig. Und für diese Textgestalt scheint es mir wichtig, auf die für hochdeutsche Leser verwirrende Unterscheidung von offenen und geschlossenen Silben zu verzichten und das dunkle "å" irgendwie zu kennzeichnen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie diesen Brief in den Blättern der Fehrs?Gilde abdruckten und auch sonst diese Gedanken in die Diskussion um die plattdeutsche Rechtschreibung einbrächten.
Mit herzlichen Grüßen (gez.) B. Bullerdiek

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NEDDERDÜÜTSCHE NACHRICHTEN
(u.a. INS-Presse)


"Sprache ist Vielfalt"


Mit einer eigenen Veröffentlichung zur Europäischen Sprachen-Charta hat jetzt Ministerpräsidentin Heide Simonis darauf hingewiesen, dass nirgendwo in Europa so viele traditionelle Sprachen gesprochen werden wie in Schleswig-Holstein: Deutsch und Dänisch, Sönderjysk und Niederdeutsch, Friesisch und Romanes. Die Broschüre "Sprache ist Vielfalt' gibt nicht nur den Wortlaut der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen wieder, sondern beantwortet zugleich zahlreiche Fragen zu einer Umsetzung der Charta, wie etwa Voraussetzungen für die Aufstellung zweisprachiger Ortstafeln, was sich bei Verstößen gegen die Charta tun lässt, ob Gemeinderäte in ihren Sitzungen plattdeutsch reden dürfen, usw.
Zahlreiche Kontakt-Adressen und Hinweise unterstreichen den Appell der Ministerpräsidentin zur Erhaltung und Weitergabe der kulturellen und sprachlichen Vielfalt in einem geeinten Europa.
Die Broschüre kann bei unserer Geschäftsstelle und beim Vorsitzenden abgefordert werden.

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Hörspiele als Hörbücher

Zum ersten Mal sind jetzt vier plattdeutsche Hörspiele als Hörbücher auf CD erschienen: "De Reis na Stutenbötel" von Rudolf Reiner, "En Döör sleit to" von Erna Weissenborn, "Ole Geschichten" von Ingo Sax, "Wunnerlich Geschichten" von Wolfgang Sieg. Sie erscheinen alle im Hamburger Verlag Literaton.

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Groths "Quickborn" wird 150 Jahre alt

Klaus Groths Buch 'Quickborn', das Platt als Literatursprache populär machte, wird im kommenden Jahr 150 Jahre alt. Die Klaus-Groth-Gesellschaft will den Jahrestag zum Anlass nehmen, erneut über die literarische Qualität und den Stellenwert des 'Quickborn' nachzudenken - immerhin war er Ausgangspunkt für vielfältige niederdeutsche Literatur. Im Rahmen der Jahresversammlung will der Verein im April 2002 in Heide ein Symposion zum Thema veranstalten. (Weitere Informationen gibt Dr. Reinhard Goltz, Kiel, Tel. 0431/54 17 85).

Klaus Groth

"Den ersten Anstoß zur Beschäftigung mit Dialekten hatte Johann Peter Hebel mit seinen Alemannischen Gedichten gegeben, von denen Goethe meinte, man solle sie ins Hochdeutsche übertragen, damit sie zu voller Wirkung kämen. ...aber erst K l a u s G r o t h brach den alten Bann mit seinem "Q u i c k b o r n" von 1852, seiner Sammlung plattdeutscher Gedichte in Dithmarscher Mundart. Groth, 1819 in der Landschaft Hebbels geboren, beginnt wie sein großer Landsmann als Schreiber beim Kirchspielvogt, wird dann Mädchenschullehrer in Tondern, studiert rastlos weiter, promoviert als reifer Mann in Bonn, wird Professor der deutschen Sprache in Kiel und stirbt 1899. In seiner dichterischen Art ist er Hebel verwandt, den er zärtlich geliebt hat, seine Verse sind zart, still, von der Melancholie Storms, mit dem er eng befreundet war. Groths Verdienst ist, das Niederdeutsche wieder weithin sichtbar in den Bereich der Dichtung gestellt zu haben; den eigentlichen Durchbruch bringt aber erst die derbere Kraft des Mecklenburgers Fritz Reuter, dessen Sprachwelt von Groth mit tiefem Misstrauen betrachtet wurde." (P. Fechter, Gesch. d. dt. Lit., S.338)

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Hälfte aller Sprachen stirbt aus

Britischer Linguist beklagt Trend zur kulturellen Anpassung (DIE WELT vom 2. März 2001):
Der britische Linguist David Chrystal (59), einer der weltweit führenden Sprachwissenschaftler, warnt vor einem großen Sprachensterben. In seiner neuesten Veröffentlichung "Language Death" weist er darauf hin, dass noch nie so viele Sprachen so schnell verschwunden seien. Alle Gebiete der Erde seien betroffen. ...Viele Regierungen stünden Minderheitensprachen feindlich gegenüber. ...Mit jedem Verschwinden einer Sprache sieht Chrystal einen Verlust an Weltsicht und kultureller Vielfalt verbunden. Eine Initiative gegen kulturelle Anpassung sei nötig, um diesen Trend zu stoppen. DIE WELT hat D. Chrystal interviewt.
DIE WELT: Können Sie uns das Ausmaß des Sprachensterbens beschreiben?
CHRYSTAL: Von den rund 6000 Sprachen der Welt sterben wahrscheinlich 3000 in den nächsten 100 Jahren. Durchschnittlich stirbt alle zwei Wochen eine Sprache. Ein solches Sprachensterben ist in der Geschichte nie dagewesen.
DIE WELT: Sind bestimmte Regionen der Erde besonders betroffen?
CHRYSTAL: Alle Gebiete der Erde sind betroffen. ...Eine Sprache wie Bretonisch, die um 1900 noch eine Million Sprecher hatte, gehört jetzt zu den gefährdeten.
DIE WELT: Warum sterben gerade jetzt so viele Sprachen?
CHRYSTAL: Sprachen sind schon immer gestorben. Aber noch nie so viele so schnell. ...Der entscheidende Grund ist wohl der globale Trend zur kulturellen Anpassung. Englisch, Spanisch, Russisch, Chinesisch, Arabisch können andere Sprachen schnell niederwalzen...
DIE WELT: Was bedeutet es, wenn Sprachen sterben?
CHRYSTAL: Weniger Leben, Reichtum, Spannung. Außerdem ist jede Sprache eine andere Weltsicht, ein Wissens- und Kulturschatz, denken Sie an die jeweiligen Literaturen. Drittens: Jeder von uns liebt seine Sprache, weil sie eng verbunden ist mit uns selbst, unserer Identität, unserer Herkunft. ... Die meisten Menschen wollen ihre Sprache nicht verlieren, und es wird auch nicht denen passieren, die Englisch, Deutsch oder Spanisch sprechen. Aber es betrifft gerade 3000 Sprachgemeinschaften, und um die müssen wir uns sorgen, denn keiner möchte, dass es ihm passiert, also sollten wir auch nicht wollen, dass es anderen passiert.
DIE WELT: Das Bewusstsein für das Problem ist nicht sehr groß...
CHRYSTAL: Es wächst, aber die meisten kümmert es kaum. Der Grund: Untersuchungen gab es erst in den letzten zehn Jahren, und da kam heraus, wie viele Sprachen kurz vor dem Aussterben stehen.... Sprachschutzgeseilschaften gibt es erst seit fünf Jahren, z.B. die Gesellschaft für bedrohte Sprachen in Köln, die sich auch um Sprachen und Dialekte kümmert, die in Deutschland gefährdet sind. ...
DIE WELT: Wie können gefährdete Sprachen gerettet werden?
CHRYSTAL: Zum einen durch Unterstützung auf der politischen Ebene. In Europa haben wir das Europäische Büro für Minderheitensprachen, die Charta der Regional- und Minderheitensprachen und dieses Jahr das europäische Jahr der Sprachen. Geld ist auch nötig. Wenn die Entwicklung so weitergeht, ist es theoretisch möglich, dass es in 500 Jahren nur noch eine Sprache auf der Welt gibt. Das wäre für das Geistesleben die größte Katastrophe, die die Welt je gesehen hat.

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Jungs un Deerns leest Platt - in Hamborg

Vör 20 Johr harr dat anfungen in Hamborg, so as ok in de annern noorddüütschen Länner: De Spoorkass geev Geld för ´t plattdüütsche Vörlesen in de Scholen. Dit Johr, in 'n April 2001, weer dat dor to ´n 10. Mal: "Jungs un Deerns leest Platt", heet dat hier. (In de annern Länner - so 'n beten ooltbacksch un half hooch-, half plattdüütsch "Schüler lesen Platt".) De Bezirks-Siegers ut de Hambörger Grundscholen (3. un 4. Schooljohr) kemen toeerst, denn de Beobachtungs-Stuuf (5. un 6. Schooljohr), dornah de ut de Klassen 7 bit 10, un toletzt de Groten ut de "Studienstuuf' (11. bit 13. Schooljohr.)
Mit de Hölp vun Schoolmeisters, vun Öllern un Grootöllern harrn de Jungs un Deerns wat instudeert, plattdüütsche Geschichten, meist to 'n Lachen. Bi den Een oder Annern weer dat, wat se/he vördroog, ok wiss nich de eerste Frömdspraak: Engelsch, Franzöösch oder Latien - un denn nu ok noch Plattdüütsch. - Dat bi 't Sprakenlehren de tweete oder drütte sick lichter lehren lett as de eerste, dat is al lang bekannt.
Dat de 14 Jungs un Deerns mit ehr Fööt op d e Bretter stünnen, de de Welt bedüüdt, dat harrn se meist all nich vergeten: Schauspelert hebbt se fix, un Iuut un düütlich lesen kunnen se ok. Ja, un dat Platt, de Hauptsaak bi dat ganze Ünnernehmen, dat kunn sick ditmal ok sehn un hören laten. Tominnst bi disse veerteihn jungen Lüüd bruukn nich bang sien, dat se goot rinfunnen harrn na 't Plattsnacken. Man ? veerteihn ut ganz Hamborg... - De Froo Senaterin Pape, de ok kort op de Bühn stünn, de hett dor vun snackt, dat de Hansestadt sick nu to Plicht maakt hett, för de Europä'sche Charta wat to doon (ok in de Scholen), un deswegen sall dat Plattdüütsch in dat Wahlplicht-Rebeet rin. - Dat höört sick eerstmal ganz goot an, man: Wonehm gifft dat in de Scholen denn Wahlplichtkursen? - In de Grundscholen nich, in de 5. un 6. Klassen ok nich - doch woll eerst bi de öllern Jungs un Deerns; de k ö ö n t, se mööt nich. Un wi weet ja, dat de Kinner Spraken lehrt, je ehrer, je beter.
So is dat nu al: Ut de Klassen 5, 6, 7, 8, 9, 10 (in 11 - 13 sowieso) hier blot noch Gymnasiasten. Keen Haupschölers, keen Realschölers, ok keen Jungs un Deerns ut de Beropscholen . - Is Plattdüütsch blot noch wat för Jungs un Deerns, de "högere" Scholen besöökt?
Dat geev in 't Ohnsorg-Theater ok noch 'n Rahmen-Programm: Reden vörher un achteran, orig 'n poor. De Mann, de 20 Johr lang den Vörlees-Wettbewarf organiseert harr, de Hambörger School-Leiter Kurt Behrens, de hett nu Sluss maakt un hett "Tschüüs" seggt. Sien Nafolger (ok School-Leiter), Dieter von Eitzen, hett sick vörstellt. De Spoorkassen-Chef Dr. Dreyer, den dat Platt goot öber de Tung geiht, hett de Priesen öbergeben. De Carl-Toepfer-Stiftung hett to 'n 2. Mal enen Förderpries utgeben (500 Mark), den kreeg ok de beste Vörleser vun de Groten. - "Jungs un Deerns leest Platt" in Hamborg - mi dücht, den Vagel hebbt de afschaten, de goot Frömdspraken lehrt. - HK.


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Veranstaltungen in Hamborg un ümto:


Bi't Plattdüütschzentrum Ratzborg:
Sonntag, d. 2.9. / 10.00 bis 18.30 Uhr
Tag der offenen Tür beim Zentrum für Niederdeutsch, Domhof 41 in Ratzeburg, mit buntem Plattdeutsch-Programm:
11.00 Uhr "Klöönsnack an ´n Sünndag" - Leitung Volker Holm
14.30 Uhr "Plattdeutscher Stadtrundgang" mit H. W. Philipp
17.00 Uhr "Plattdüütsch in de Schummertiet" - Musik mit Peter Paulsen
außerdem: Neue Bücher, CDs, PC-Spiele, Videos

Sonntag, d. 7.10. / 11 00 Uhr:
Klöönsnack an 'n Sünndag - Leitung Volker Holm

Sonntag, d. 4.11. / 11.00 Uhr:
Klöönsnack an 'n Sünndag - Leitung Volker Holm

Sonntag, d. 2.12. / 15.30 Uhr:
Klöönsnack an 'n Sünndag / Wiehnachten in 't Huus Meckelnborg -
Leitung Volker Holm


Verein Miteinander Leben, Mölln:
Sonnabend, den 10. 11. / 20.00 Uhr in Mölln, Mühlenstraße:
Konzert der plattddeutschen Liedergruppe "Schmelztiegel"


Alsterverein, Hamburg:
Sonntag, den 7. Oktober um 15.00 Uhr in Hamburg-Wellingsbüttel, im Torhaus:
"Dor kann ik de Alster lopen sehn"
ein Hermann-Claudius-Nachmittag mit Heinrich Kahl (Vortrag und Rezitation) und Freddy Boegel / Susanne Leußler (Gesang).


Klaus-Groth-Museum, Heide:
Freitag, den 9. November um 19.30 Uhr
"Hermann Claudius - Leben und Werk". - Rezitation und Vortrag mit Christa Heise-Batt und Heinrich Kahl.


Heimat- und Bürgerverein Glinde:
Mittwoch, den 12. September um 20.00 Uhr in de "Glinner Möhl":
"Wohr di weg!" Plattdeutscher Abend mit Gerd Spiekermann.


SHHB Kreisverband Stormarn;
Dienstag, den 6. November um 19.30 Uhr im Schulzentrum Sieker Landstraße, Großhansdorf:
"Dörch de Geschicht un de Literatursorten vun de plattdüütsche Spraak" mit Prof. Dr. Peter Martens.

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Maten-Bidrääg:


Christa Lamaack
Goornwunner

Gah ick en Stück den Goorn hinlang,
wasst Damaszener-Rosen an de Kant.
Grootmoder plant ehr vör sösstig Johr.
De Nakamen sünd ümmer noch dor.

Ok Spargel vun Grootvadder sien Spargelfeld,
söss Stangen staht noch in mien Welt.
De Barkenallee steiht as en Wand,
ok de hebbt mien Vorfohren plant.

So männicheen Woort wirk hüüt noch na.
Wat se mi lehrt hebbt, is jümmer noch dor.
Willem un Karoline, hartlichen Dank,
ick denk an ju, gah ick över uns' Land.



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Ilse Wolfram
En Augustappel

En goldgele Appel
kiekt liek in dat Finster
bi Greet - dat lütt Krabbel.

Se wüll sick ein griepen,
reckt ganz wiet sick na vörn,
na 'n Appel - den riepen.

Se grippt un höllt em fast,
dor seggt dat plumps - un nu
liggt beide nerrn - in 't Gras.

Greet bitt in den Appel.
Wo saftig un sööt
smeckt doch so 'n Augustappel.


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En lütte Anspraak

Lebe Werner, wi fiert hüüt Dienen Geburtsdag.
Du büst nu söbentig Johr oolt worrn. Dat is de Grund, dat wi all mal an Di un an dat Leben denkt. - Ick bün seker, ick dörf mien lütte Reed op Platt holen. - Wi beiden, Du un ick, wi leevt ja noch in disse Spraak, de uns' Ollern snackt hebbt; wi sünd dor noch in to Huus. Plattdüütsche Wöör weern dat eerste, wat uns to Ohren keem, wat Dien Ohr vör söbentig Johren to hören kreeg. Un dat Ole, wat vun uns' Öllern kümmt, dat wöllt wi ja in Ehren holen.
Plattdüütsch is nich blot en Stück Leben, dat wi arvt hebbt, Plattdüütsch is ok de Kultur, de wi vun Mudder un Vadder mitkregen hebbt. ? Ja, Kultur, un Kultur smitt man nich weg, man heegt un pleegt ehr, seggt wi in de Gill.
Wenn ick nu mal dat op Platt seggen sall, wat Goethe in sienen "Faust" hoochdüütsch opschreben hett, denn heet dat: "Wat du vun dien Vadders arvt hest, dat sallst du di to egen maken un dor bi blieben." ("Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.")
Lebe Werner, Plattdüütsch is nich allens, wat uns verbinnen deit: Wi beiden hebbt uns kennen lehrt ... bi de Broderschop, de tosamenhöllt, as 'n hier süht, un de to de anner Siet vun de Kultur höört. - Ick segg mal, dat is de anner Ankerkeed, de Di un Dien Lebensschipp fasthöllt, dat dat nich afdrieben deit. ... Wo ick nu vun de beiden Keden snack, de dat Lebens-Schipp fasthoolt, Werner, do mutt ick nu ok noch mal dor vun snacken un Di Dank seggen, dat Du mi bi beide Keden holpen hest: Du hest domals, vör binah 20 Johr, den groten noorddüütschen Konvent mit op de Been stellt, de in den Lübecker Dom vör 'n Altor den domals neen Hambörger Konvents-Öllsten in de Plicht nahmen hett. ? Un Du hest vör 'n poor Johr nich nee seggt, as de Vörsitter vun de Gill bi Di anklopp...
Allens, wat Du anfaten deist, dat is korrekt un toverlässig - dorför Dank!
Un nu wünscht wi Di för de tokamen Tiet veel Kraft un Gesundheit un goden Moot, Toversicht un allens Gode! Dat Di dat goot geiht un Du bi Troost bliffst un mit Dien Angehörigen, mit Dien Bröder un Frünnen, mit Verwandte un Bekannte un Nabers goot togangen kümmst!
Un so wenn' ick mi nu an all Dien Verwandten un Frünnen, de hier mit to Disch sitt: - Laat uns 'n Sluck nehmen op Werner sien Gesundheit un sienen Lebensmoot! Un laat uns töben op den Segen, de vun baben kümmt!

(Wat dat hier sall, fraagst Du. - Villicht helpt dit Bispill ja, dat de Een oder Anner dat nächste Mal, wenn sien Fründ Geburtsdag hett, sien lütte Reed ok plattdüütsch höllt!) HK


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Maak mit bi de Fehrs-Gill!


Vun nix kümmt nix, un jede gode Saak mutt stütt warrn. So is dat ok mit enen Vereen, de en gode Saak vöran bringen will. Uns' Maten ward gauer oolt, as frische achteran kaamt. Dree Generatschonen al helpt de Fehrs-Gill bi nedderdüütsche Spraak un Literatur. Nu abers staht wi an 'n Anfang vun en nees Kapittel:

Plattdüütsch steiht op de Rode List, tosamen mit rore Tieren un Planten.
Keen nu nich will, dat disse Spraak utstarvt, de mutt wat doon:
- Faat an, wat dien Vör-Öllern anfungen hebbt!
- Laat dat Band mang güstern un hüüt nich afrieten!
- Kumm to de Fehrs-Gill!

Keen mitmaken will, de ward Lidmaat vun de Fehrs-Gill.


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Die Neue Folge der Blätter der Fehrs-Gilde erscheint seit Juli 1998 mehrmals im Jahr und wird herausgegeben vom Vorstand. Meinungen und Beiträge an die Geschäftsstelle der Fehrs-Gilde, Gerhart-Hauptmann-Weg 17, 21509 Glinde.
oder per eMail an: redaktion@fehrs-gilde.de

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